Die Republik Ungarn
Ungarn (ungarisch Magyarország), amtlich die Republik Ungarn (ungarisch Magyar Köztársaság, anhören ?/i) ist ein Staat in Mitteleuropa, dessen Großteil das Pannonische Becken einnimmt. Nachbarstaaten sind Österreich, die Slowakei, die Ukraine, Rumänien, Serbien, Kroatien und Slowenien. Ungarn ist seit dem 31. Oktober 1918 wieder ein eigenständiger Staat und seit dem 1. Mai 2004 Mitgliedstaat der Europäischen Union (siehe EU-Erweiterung 2004).
Die Länge der Außengrenze beträgt 2.009 km. Davon entfallen auf Österreich 366 km, die Slowakei 515 km, die Ukraine 103 km, Rumänien 443 km, Serbien 151 km, Kroatien 329 km und Slowenien 102 km.
Staats- und Landesname [Bearbeiten]Die Eigenbezeichnung der Ungarn weicht stark von den ausländischen Namen für Ungarn ab. magyar (Aussprache /madjar/ von ung. magyar [ˈmɒɟɒr]; früher magyeri) taucht schon im 9. und 10. Jahrhundert in islamischen Quellen auf und ist wahrscheinlich ein Kompositum aus magy (< on =" „zehn“" oygur =" „Stamm“)">
Alle anderen Ethnien sind laut dieser Statistik mit weniger als 10.000 Personen vertreten. Zahlenmäßig folgen Rumänen, Ukrainer, Serben, Slowenen und Wenden, Polen, Griechen, Bulgaren, Russinen und Armenier. Weitere Auswahlmöglichkeiten waren nicht vorhanden. Über 27.000 Personen gaben „Unbekannt“ an. Allerdings wurde die Frage von über 5 % der Befragten nicht beantwortet.
Für 2001 wurde ein Bevölkerungsrückgang von 0,32 % geschätzt. Ursache ist die niedrige Geburtenrate (rund 10 Geburten auf 1.000 Einwohner). Vor dem Zweiten Weltkrieg war die Minderheit der Roma stärker vertreten.
Außerhalb Ungarns leben im Karpatenbecken etwa 2,4 Millionen Magyaren. Ihre Siedlungsgebiete liegen auf Grund des Vertrages von Trianon als Folge des Ersten Weltkrieges jenseits der heutigen Staatsgrenzen. Dies führt noch heute gelegentlich zu politischen Verstimmungen zwischen den Nachbarländern und Ungarn. Zu weiteren Informationen zu den einzelnen Siedlungsgebieten siehe Magyaren.
Roma in Ungarn
Nach der letzten Volkszählung leben ca. 205.000 Roma in Ungarn.[5][6] Nichtamtliche Schätzungen nennen bis zu 1.000.000 Personen.[7][8]
Religionen und Konfessionen [Bearbeiten]Die Mehrheit der Bevölkerung (54,5 %) bekennt sich zur römisch-katholischen und zur ungarischen griechisch-katholischen Kirche. 15,9 % der Bevölkerung sind Calvinisten, 3 % Lutheraner. Im Land lebten vor dem Holocaust rund 800.000 Juden. Auch wenn in Ungarn rund 80.000 Juden – meist in der Hauptstadt – leben sollen, bekannten sich bei der letzten Volkszählung nur knapp 13.000 zum jüdischen Glauben.
14,5 % der Bevölkerung gehören keiner Religionsgemeinschaft an; doch nur 280 Personen gaben bei der Volkszählung 2001 ausdrücklich an, dass sie Atheisten seien. Im Gegensatz zum Gebiet der ehemaligen DDR, wo etwa 70 % der Bevölkerung keiner Religionsgemeinschaft angehören, und anderen ehemaligen Ostblockstaaten ist der Anteil an Atheisten in Ungarn gering. Dies rührt vor allem daher, dass die kommunistische Regierung Ungarns vor der Wende 1989 Religionsgemeinschaften vergleichsweise nur wenig unterdrückte. Siehe auch: Baptisten in Ungarn, Evangelisch-Lutherische Kirche in Ungarn
Alle Zahlen in diesem Abschnitt beziehen sich auf die Volkszählung 2001, siehe nepszamlalas.hu (ungarisch).
Religionszugehörigkeit laut Volkszählung 2001[9]:
Christen (2001)Christen und christlich Orientierte: 7.584.175 (74,37 %)
Katholiken: 5.558.961 (54,51 %)
Römisch-Katholisch: 5.289.521 (51,87 %)
Griechisch-Katholisch: 268.935 (2,64 %)
Sonstige Katholiken: 505 (<>
Verwaltungseinteilung Ungarns mit Kroatien und Slawonien 1886-1918Nach 145 Jahren türkischer Besetzung Ungarns fiel Buda im Jahre 1686, und Ungarn wurde von den Habsburgern zurückerobert. Die Ungarn missbilligten aber die harte Herrschaft der Habsburger, so dass es von 1703 bis 1711 zum Kuruzenaufstand unter Fürst Franz II. Rákóczi kam, einem Adeligen aus Siebenbürgen. Da die Spannungen zwischen dem ungarischen Adel und dem Wiener Hof nicht beseitigt werden konnten, entluden sie sich (nach scheinbar einvernehmlichen Verhandlungen und Zugeständnissen des Kaisers gegenüber den Ungarn) in der Revolution von 1848/49, die mit Hilfe Russlands (mit Berufung auf die „Heilige Allianz“) blutig niedergeschlagen wurde, was das Klima in der Monarchie dauerhaft verschlechterte.
Nach anhaltenden Unruhen im Land wurde Ungarn durch den österreichisch-ungarischen Ausgleich von 1867 gleichberechtigter (autonomer) Teil der sogenannten Doppelmonarchie Österreich-Ungarn. Franz Josef I. nannte sich nun gleichrangig König von Ungarn und Kaiser von Österreich (bis dahin war der ungarische Königstitel dem Kaisertitel untergeordnet), auch wenn er formal nicht gekrönt wurde. Daher rührt auch die in Ungarn gebräuchliche Bezeichnung als „Hutkönig“. Diese Personalunion, de jure begründet durch die Pragmatische Sanktion, wurde durch gleichlautende österreichische und ungarische Grundgesetze, Außenpolitik und Kriegsministerium sowie deren Finanzierung betreffend, zur Realunion. Eine freiwillige Zoll- und Handelsunion folgte. Führend am Erfolg des Ausgleichs für die ungarische Seite beteiligt waren Ferenc Deák und Graf Gyula Andrássy. Zur ungarischen Reichshälfte gehörten die Slowakei, Kroatien, die Vojvodina, ein Großteil Rumäniens (Siebenbürgen im weiteren Sinne) sowie kleine Teile Polens und der Ukraine (Karpatenukraine).
Ungarn kam auf Grund des Vertrages von Jalta unter sowjetischen Einfluss, und am 20. August 1949 wurde eine Verfassung nach russischem Vorbild beschlossen. Bis 1953 verfolgte Ungarn unter Mátyás Rákosi einen stalinistischen Kurs.
Am 23. Oktober 1956 kam es zu einem Volksaufstand, in dessen Verlauf Imre Nagy, der bereits von 1953 bis 1955 Ministerpräsident gewesen war, erneut dieses Amt erlangte. Er bildete eine Mehrparteienregierung und forderte die parlamentarische Demokratie sowie die Neutralität Ungarns. Der Aufstand wurde jedoch durch die sowjetische Armee blutig niedergeschlagen. Viele Ungarn verließen daraufhin das Land und emigrierten nach Westeuropa oder Nordamerika. Nagy wurde hingerichtet (seine Asche wurde erst 1989 feierlich in Ungarn beigesetzt). János Kádár, bis dahin stellvertretender Ministerpräsident, wurde Generalsekretär der Ungarischen Sozialistischen Arbeiterpartei sowie Ministerpräsident. Den anfänglichen Repressionen gegen die Beteiligten des Aufstandes folgten in den Jahren zwischen 1959 und 1963 Amnestien, die zu Freilassungen führten.
Seit den 1960er Jahren erlaubte Kádár, der bis 1988 Generalsekretär der Ungarischen Sozialistischen Arbeiterpartei und von 1956 bis 1958 sowie von 1961 bis 1968 auch Ministerpräsident war, gewisse Liberalisierungen im politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Bereich, die unter dem Begriff „Gulaschkommunismus“ bekannt wurden. 1987/1988 bildeten sich Oppositionsgruppen, die den friedlichen Systemwechsel vorantrieben und die Legitimität der sowjetischen (faktisch russischen) Vorherrschaft in Frage stellten (erwähnt sei Imre Pozsgay, der im Amt eines Staatsministers öffentlich der Doktrin von der „Konterrevolution von 1956“ widersprach). 1988 trat Kádár auf einem Sonderparteitag der Staatspartei USAP zurück, Nachfolger wurde Károly Grósz. Auch in der kommunistischen USAP gab es oppositionelle Stimmen, die freie Wahlen und den Abzug der sowjetischen Truppen forderten. Dies leitete die Grenzöffnung nach Österreich und damit die Zerschneidung des Eisernen Vorhangs ein. Am 27. Juni 1989 durchtrennte Gyula Horn, der ungarische Außenminister, zusammen mit seinem österreichischen Amtskollegen Alois Mock in einer symbolischen Aktion den Stacheldraht an der Grenze zwischen Österreich (Nickelsdorf) und Ungarn (Hegyeshalom).
Ungarn hatte entscheidenden Anteil an der politischen Wende von 1989 in den ehemaligen Ostblockstaaten und damit auch an der friedlichen Revolution in der DDR, die den Weg zur Wiedervereinigung Deutschlands ebnete.
Liste der ungarischen Herrscher, Liste der ungarischen Staatspräsidenten
Geschichte seit 1989 und aktuelle Politik:Nach 1989/90 wurde Ungarn (politisch gesehen) Teil des westlichen Staatensystems. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs 1989/90 wurde auch das ungarische Staatswesen erneuert. Am 23. Oktober 1989 – dem Jahrestag des Ungarischen Volksaufstands von 1956 – wurde die Republik Ungarn ausgerufen, und eine modifizierte Version der sozialistischen Verfassung von 1949 trat in Kraft. Vorbild dieser geänderten Fassung war unter anderem das deutsche Grundgesetz. Die Regierung ist dem Parlament verantwortlich, für die Regierungstätigkeit trägt der Ministerpräsident Verantwortung. Um eine möglichst große Stabilität der Regierung zu gewährleisten, wurde die Institution des konstruktiven Misstrauensvotums geschaffen. Im März 1990 fanden die ersten freien Parlamentswahlen Ungarns seit 1947 statt. Ministerpräsident wurde József Antall, Staatspräsident Árpád Göncz.
1999 trat Ungarn der NATO bei, und zum 1. Mai 2004 folgte – mit der Zustimmung einer deutlichen Mehrheit der Bevölkerung – der Beitritt zur Europäischen Union im Zuge der EU-Osterweiterung. Die anfängliche Begeisterung wich aber angesichts der sich wirtschaftlich verschlechternden Lage zahlreicher Menschen (insbesondere alter Menschen) einer Ernüchterung. Die Folge sind Resignation und politisches Desinteresse, was sich auch schon in der Wahlbeteiligung des Referendums zum EU-Beitritt am 12. April 2003 ausdrückte: Zwar stimmten 84 % für den Beitritt, aber lediglich 45,6 % der acht Millionen Wahlberechtigten gingen zur Abstimmung.
Die Sitzverteilung im ungarischen Parlament nach den Wahlen am 9. und 23. April 2006Das Parlament wählt den Präsidenten der Republik, den Ministerpräsidenten, die Mitglieder des Verfassungsgerichts, den Ombudsmann der Minderheiten, den Präsidenten des Obersten Gerichts und den Generalstaatsanwalt. Das Einkammerparlament hat 386 Abgeordnete, die auf vier Jahre gewählt werden. In Ungarn gibt es ein gemischtes Wahlsystem, ähnlich wie in Deutschland. Seit August 2000 war der parteilose Ferenc Mádl als Präsident, der für fünf Jahre gewählt wird, im Amt. Im Juni 2005 gewann László Sólyom die Wahl zum Präsidenten. Er ist ehemaliger Präsident des ungarischen Verfassungsgerichts.
Die ungarische Politik war seit der Einführung freier und geheimer Wahlen 1990 von ständigen Mehrheitswechseln geprägt.
Péter Boross war der Nachfolger von József Antall als Ministerpräsident der Republik Ungarn von Dezember 1993 bis Juni 1994. Er war zuvor Innenminister. Mit der Abwahl von Boross 1994 endete die Regierungsverantwortung des Ungarischen Demokratischen Forums. Boross war in der Regierungszeit von Viktor Orbán (Fidesz) 1998–2002 als dessen Berater tätig, distanzierte sich aber später von Orbán.
Ministerpräsident Ferenc Gyurcsány Nach den Wahlen 2002 übernahm wieder die MSzP (Ungarische Sozialistische Partei) zusammen mit dem SzDSz die Regierungsverantwortung. Der aktuelle Ministerpräsident Ferenc Gyurcsány, der seit dem 29. September 2004 amtiert, ist Nachfolger von Péter Medgyessy, der nach Versuchen der Regierungsumstrukturierung zurückgetreten war. Außenminister ist Ferenc Somogyi, der am 2. November 2004 die Nachfolge von László Kovács, dem ungarischen EU-Kommissar, angetreten hatte.
Die Regierung von MSzP und SzDSz wurde bei den Parlamentswahlen vom 9. und 23. April 2006 wiedergewählt. Damit schaffte es eine Regierung erstmals, im Amt zu bleiben.
Seit September 2006 befindet sich Ungarn in einer innenpolitischen Krise. Seit Gyurcsány eingestanden hatte, vor den Wahlen im April 2006 gelogen zu haben, fordert die Opposition seinen Rücktritt. Im September und Oktober 2006 kam es vor allem in Budapest wiederholt zu gewalttätigen Ausschreitungen, die auch die Feierlichkeiten zum 50. Jahrestag des Volksaufstands von 1956 überschatteten.
Außenpolitik [Bearbeiten]Mit dem Beitritt Ungarns 1999 zur NATO und 2004 zur EU wurden zwei grundlegende Ziele der ungarischen Außenpolitik erreicht. Zur Zeit setzt es sich für den Beitritt Kroatiens zur EU ein. Zur Stabilität sind auf dem Balkan eigene Truppen stationiert, außerdem engagiert sich Ungarn im Irak und Afghanistan mit eigenen Truppen.
Ungarn ist an der wirtschaftlichen und politischen Stabilität seiner südlichen Nachbarn interessiert, es setzte sich schon vor dem Sturz Miloševićs für die demokratische Opposition in Jugoslawien ein. Die Infrastrukturverbindungen, insbesondere die Autobahnen zu den Nachbarn, sollen weiter ausgebaut und die wirtschaftlichen Beziehungen zu den zukünftigen EU-Mitgliedsstaaten intensiviert werden. Die Zusammenarbeit innerhalb der Visegrád-Gruppe (mit Tschechien, der Slowakei und Polen) soll fortgesetzt werden. Ungarn hatte 2001 bzw. 2002 den Vorsitz inne.
2001 wurde ein Gesetz mit Begünstigungen für Auslandsungarn verabschiedet, außerdem schloss Ungarn Minderheitenabkommen und Grundlagenverträge über freundschaftliche Beziehungen mit seinen Nachbarstaaten, um die Minderheitenfrage der im Ausland lebenden Ungarn zu lösen.
Militär:MiG-29 der ungarischen Luftwaffe der MH.59 in Kecskemét mit der Nummer 04 bei der LandungHauptartikel: Ungarische Streitkräfte und Siehe auch: Liste ungarischer Militärflugplätze
Ungarn hat ein stehendes Heer aus Berufssoldaten, früher mit einer allgemeinen Wehrpflicht vom 18. Lebensjahr an, und mit einer aktiven Dienstzeit von 18 Monaten, die inzwischen auf sechs Monate verkürzt wurde. Die Gesamtstärke beträgt (im Gegensatz zu den im Friedensvertrag von 1947 festgelegten 65.000 Mann für das Heer und 5.000 für die Luftwaffe) heute 33.400 Mann. Diese verteilen sich wie folgt:
23.600 Mann im Heer (einschließlich Donauflottille)
7.700 Mann bei der Luftwaffe
2.100 Mann in den zentralen Kommanden und Stäben
Hierin sind insgesamt 22.900 Wehrpflichtige enthalten. Hinzu kommen 15.000 Mann Sicherheits- und Grenztruppen und eine Reserve von 90.000 Mann. Der Oberbefehl liegt beim Verteidigungsminister.
Seit März 2006 ist in Ungarn die neue Saab JAS-39 Gripen aus Schweden im Einsatz, die ab 2009 aktiv an den NATO-Übungen teilnehmen wird. Mit der Erprobung der Flugzeuge wurde im Dezember 2005 begonnen.
Es befindet sich auch eine kleine Anzahl ungarischer Soldaten im Irak, die dort aber keine große Rolle spielen. Es ist bekannt, dass die Reservebasis der ungarischen Luftwaffe in Kaposvár vor dem Irak-Krieg von der US-Luftwaffe gemietet wurde. Allerdings wird spekuliert, ob auch US-Geheimdienstmitarbeiter auf der genannten Basis auf den Krieg im Irak vorbereitet oder ausgebildet wurden.
Einige der wichtigsten erhaltenen Bauten Ungarns sind im spätromanischen Stil erbaut. Sie sind stark von westeuropäischen Einflüssen (Rheinland/Köln) geprägt, etwa die Kirchen in Zsámbék und Ják aus dem 13. Jahrhundert. In der Gotik sind besonders zwei- und dreischiffige Hallenkirchen charakteristisch aus dem 15. Jahrhundert). Unter König Sigismund (ung. Zsigmond) entstand in Buda ein Fürstensitz, den König Matthias Corvinus in florentinischem Stil ausbauen ließ. Eines der bedeutendsten Werke dieser Epoche ist das Schloss des Fürsten Esterházy in Fertőd, dessen Vorbild das Schloss in Versailles war. Mihály Pollack, einer der Hauptbaumeister des Klassizismus in Ungarn, kam gebürtig aus Wien. Miklós Ybl, der vornehmlich im Renaissancestil baute, ließ diese Epoche in Ungarn noch einmal aufleben (etwa beim Opernhaus in Budapest).
Imre Steindl errichtete das Parlamentsgebäude (1885–1902) in Budapest im neugotischen Stil, wodurch dieser in Ungarn wieder kurzzeitig in Mode kam. Um die Jahrhundertwende wurden vor allem in der Hauptstadt viele Bauten im Jugendstil errichtet, zum Beispiel das Blindeninstitut in Budapest. In Kecskemét ist ein schönes Beispiel für den Jugendstil der Cifra Palota, der 1902 nach den Plänen von Géza Márkus gebaut wurde und dessen Fassade mit Zsolnay-Keramik geschmückt ist. Für den Baustil der Altbauhäuser in Budapest um die Jahrhundertwende sind Häuser mit Innenhof und offenen Gängen (gang) typisch, die Wohnungen in diesen bürgerlichen Häusern ähneln sehr den Altbauwohnungen in Wien. Sie sind vorwiegend in den Bezirken auf der Pester Seite am „Großen Ring“ (nagykörút) zu finden. In den Jahren der kommunistischen Herrschaft wurden diese Häuser (besonders im 7. und im 8. Bezirk) sehr vernachlässigt, und viele befinden sich zur Zeit in einem heruntergekommenen Zustand, die meisten Substandardwohnungen befinden sich in diesen Bezirken. In den 1930er Jahren erbaute man mehrere Mustersiedlungen im Bauhausstil, viele von ihnen sind auf dem Svábhegy (im 12. Bezirk) zu finden.
Ein architektonisches Juwel ist die erste U-Bahn-Linie in Europa, die vom Vörösmarty tér zur Mexikói út führt. Auch Bauten im Stadtwäldchen (Széchenyi-Bad, Zoo) sind erwähnenswert.
Nach dem Zweiten Weltkrieg bauten ungarische Architekten vorwiegend im Sozialistischen Realismus, wodurch auch einige Plattenbauten (auf Ungarisch panelház) entstanden. Mit diesen Bauten sollte rasch eine Lösung gegen die Wohnungsnot gefunden werden. Derzeit befinden sie sich jedoch in einem sehr schlechten Zustand. Der Einfluss internationaler Strömungen nahm später immer weiter zu, da es nun erlaubt war, private Architekturbüros zu eröffnen und sich das Land wirtschaftlich zunehmend öffnete. Imre Makovecz und Dezső Ekler bauten in den 1980er Jahren in einer organischen, anthroposophischen Architektur. Andere Architekten wandten sich internationalen Trends zu oder suchten den Anschluss an die Architektur der Vorkriegszeit. Der neueste Trend ist die Errichtung von „Wohnparks“, Wohnanlagen mit guter Infrastruktur, deren Stil dem in den westeuropäischen Ländern ähnlich ist. Ein interessantes Bauprojekt war der Bau des neuen Nationaltheaters in Budapest nach den Plänen von Mária Siklós, das 2002 fertiggestellt wurde.
Die traditionelle Architektur auf dem Lande ist heute noch in einigen Ortschaften authentisch erlebbar, wie z. B. in Hollókő, das als Museumsdorf Teil des Welterbes der UNESCO ist. Die strohgedeckten Häuser in Tihany am Balaton sind ebenfalls denkmalgeschützt – im Ortskern dürfen Häuser nur in alter Bauweise errichtet werden. Die Vielfalt der ungarischen dörflichen Baukultur kann man im Freilichtmuseum in Szentendre bewundern – hier wurden abgetragene Originalhäuser aus allen Gebieten Ungarn wieder aufgebaut und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Malerei
Selbstporträt von Gyula Benczúr
Der bekannteste ungarische Maler des 15. Jahrhunderts war Michele Ongaro (auch Pannonio). Er arbeitete am Hof von Ferrara in Italien. Die ungarischen Maler des 17. und 18. Jahrhunderts arbeiteten ebenfalls hauptsächlich im Ausland. Im 19. Jahrhundert kam die nationale Historienmalerei auf (mit bekannten Malern wie Gyula Benczúr, Bertalan Székely, Mór Than). Miklós Barabás, einem Porträtisten, gelang es als erstem ungarischem Maler, im eigenen Land Anerkennung zu finden. Die Bilder von Mihály Zichy und von Géza Mészöly sind vor allem von der Romantik geprägt. Mihály Munkácsy verband in verschiedensten Kompositionen aus dem bäuerlichen Volksleben die den Impressionismus vorbereitende Freilichtmalerei mit realistischen Elementen. Ähnlich gestaltet sind auch die Werke von Pál Szinyei Merse.
Um die Jahrhundertwende erlangten die Künstlerkolonie Nagybánya, die von Károly Ferenczy geführt wurde, sowie einige andere Gruppen Bedeutung, hauptsächlich als Künstler einer realistisch gefärbten oder romantisierenden „Naturmalerei“. Die sozialistisch-realistischen Genre- und Historienmalerei war in den 1950er und 1960er Jahren besonders beliebt. Danach kamen unterschiedliche internationale Strömungen ins Spiel, hauptsächlich aber die Medienkunst und die abstrakte und realistische Malerei (beispielsweise Imre Bak oder Dóra Maurer). Mit Victor Vasarely, Zsigmond Kemény und László Moholy-Nagy stammen einige der führenden, im Ausland arbeitenden Künstler des 20. Jahrhunderts aus Ungarn. Heutzutage bekannte Maler aus Ungarn sind István Szőnyi, Jenő Barcsay, László Lakner und Aurél Bernáth.
Literatur
Hauptartikel: Ungarische Literatur
Aus der Zeit, in der die Magyaren noch nicht christianisiert waren (bis ca. 950–1000), sind lediglich einige Inschriften in ungarischen Runen erhalten. Seit der Christianisierung durch Stephan I. (Szent István) wurde nur das lateinische Alphabet verwendet. Die Literatursprache war ebenfalls das Lateinische. Der älteste vollständig erhaltene sakrale Text in ungarischer Sprache ist die „Grabrede“ (halotti beszéd) und ein angefügtes Gebet, das um 1200 entstand. Im 13. und 14. Jahrhundert dominierte die lateinische Geschichtsschreibung. Hier sind vor allem die Gesta Hungarorum aus dem 13. Jahrhundert zu nennen. Der Autor nannte sich „Anonymus“. Wer er wirklich war, ist bis heute umstritten. Nach der Blüte der Geschichtsschreibung gelangte die christliche Hymnendichtung in den Vordergrund. Das erste vollständig erhaltene Gedicht in ungarischer Sprache ist die „Altungarische Marienklage“ (Ómagyar Máriasiralom), sie wurde erst 1922 entdeckt.
Mit dem Renaissancekönig Matthias Corvinus (1458–1490) setzte in Ungarn ein kultureller Aufschwung ein, und für die Bibliotheca Corviniana entstanden zahlreiche Prachtcodices mit ungarischen Passagen. Bedeutende lateinisch schreibende Ungarn waren Janus Pannonius (1434–1472) und Bálint Balassi (1554–1594). Der wichtigste Vertreter der Gegenreformation war Péter Pázmány (1570–1637), er hatte Vorbildwirkung für die ungarische Prosa. Sein Hauptwerk, der „Führer zur göttlichen Wahrheit“ (1613), war ein wichtiger Schritt bei der Entwicklung einer ungarischen Philosophiesprache. Erst in dieser Zeit setzte sich das Ungarische als Schriftsprache endgültig durch. Miklós Zrínyi (1620–1664) schrieb das Nationalepos „Die Belagerung von Sziget“ (Szigeti veszedelem, 1645/46), das 1821 auf Deutsch erschien und das erste Epos überhaupt in ungarischer Sprache war.
Sándor Petőfi
Neben Sándor Baróczi (1735–1809) und Ábrahám Barcsay (1742–1806) waren es vor allem György Bessenyei (etwa 1747–1811), die sich in der Aufklärung und der Romantik in den Vordergrund stellten und den Anschluss an die allgemeine europäische Entwicklung fanden. Pest wurde zum literarischen Zentrum Ungarns. Der Wiener Hof blieb aber nicht untätig und baute ein weit verzweigtes Netzwerk von Zensoren auf. Mihály Csokonai Vitéz (1773–1805) war ein großer Lyriker, der in Ungarn seltene lyrische Formen einsetzte und einführte, etwa das erste jambische Gedicht. Er schrieb das erste ungarische ironische Epos „Dorothea“ (Dorottya, 1795), in dem er die adelige Lebensweise karikiert.
Die Zeit zwischen 1823–1848 war eine Glanzzeit der ungarischen Literatur. Mit Mihály Vörösmarty (1800–1855), János Arany (1817–1882) und Sándor Petőfi (1823–1859) gab es eine Reihe bedeutender Schriftsteller. Das Gedicht Szózat (1838) von Mihály Vörösmarty, das während der Märzrevolution 1848 als ungarische Nationalhymne diente, war eines der bedeutendsten Werke dieser Zeit. Mór Jókai (1825–1904) war ebenfalls ein Vertreter der Romantik. Ferenc Kölcsey schrieb 1823 die Nationalhymne Himnusz.
Endre Adys (1877–1919) wichtiges Werk sind die „Neuen Gedichte“ aus dem Jahr 1906. Er war die überragende Gestalt am Beginn des 20. Jahrhunderts in der ungarischen Literatur. Mihály Babits (1883–1941) übersetzte Dantes Göttliche Komödie und schrieb Romane, Lyrik und Essays. Dezső Kosztolányi (1885–1936) übersetzte zeitgenössische Werke der Weltliteratur in „Moderne Dichter“ (1913). Ferenc Molnár (1878–1952) ist der bedeutendste ungarische Dramatiker, am bekanntesten ist sein Theaterstück Liliom (1909). 1937 musste er ins Exil in die USA. Sándor Márai (1900–1989) lebte lange Zeit teils (freiwillig) im Ausland, teils im Exil.
Nach der kommunistischen Machtergreifung verstummten zahlreiche ungarische Schriftsteller, oder sie emigrierten. Dem Schema des sozialistischen Realismus beugten sich nicht alle Schriftsteller. Kritik mit ihren Werken äußerten Péter Nádas, Tibor Déry und Magda Szabó.
Imre Kertész (* 1929) verarbeitete die Erfahrung, die er als Überlebender des KZ Auschwitz-Birkenau erfahren hatte, im Roman eines Schicksallosen (Sorstalanság, 1975). Er erhielt dafür 2002 den Nobelpreis für Literatur. Andere Autoren sind Ferenc Juhász und György Konrád, Lyriker sind zum Beispiel László Nagy, Sándor Weöres und János Pilinszky.
István Eörsi und László Krasznahorkai setzten sich nach dem Ende des kommunistischen Regimes in Ungarn mit der Machtausübung in totalitären Systemen auseinander. Als der bekannteste nach dem Krieg geborene Autor gilt Péter Esterházy (* 1950) mit seiner „Harmonia Caelestis“ und der „Verbesserten Ausgabe“ derselben.
Musik
Aus Ungarn stammen wesentliche Beiträge zur europäischen Musikgeschichte. Zu erinnern ist an Komponisten wie Franz Liszt, Imre Kálmán, Franz Lehár, Leó Weiner, Ernst von Dohnányi, Béla Bartók, Zoltán Kodály und György Ligeti. Als bedeutende Dirigenten sind Antal Doráti, Ferenc Fricsay, Georg Solti und György Széll zu nennen, als bekannte Pianisten Géza Anda, György Cziffra, Andor Foldes, Zoltán Kocsis, und András Schiff und schließlich, als bedeutende Gesangssolisten, die Sopranistin Sylvia Geszty und der Tenor Sándor Kónya. Zudem sind aus dem Thrash-Metal-Bereich Ektomorf zu erwähnen.
Film [Bearbeiten]
Ungarische Kinospielfilmproduktion[13]
Jahr
Anzahl
1975
19
1985
21
1995
19
2005
26
Die ungarische Filmgeschichte begann Anfang des 20. Jahrhunderts, als etwa Michael Curtiz und Alexander Korda ihre ersten Filme inszenierten. In den turbulenten Jahren nach dem Ersten Weltkrieg, mit der Errichtung der kurzlebigen Diktatur von Béla Kun und auch nach der Abschaffung der Räterepublik im August 1919, flüchteten viele Ungarn ins Ausland – meist ins nahe Österreich. Auch zahlreiche Filmschaffende belebten in den 1920er-Jahren den österreichischen Film: neben den bereits erwähnten Michael Curtiz und Alexander Korda, die es später in Hollywood bzw. Großbritannien zu Berühmtheit brachten, auch Schauspielstars wie Lucy Doraine, María Corda, Oskar Beregi, Vilma Bánky oder auch der Filmtheoretiker Béla Balázs. Ebenfalls ungarischer Abstammung ist der amerikanische Weltstar Tony Curtis.
Medien
Ungarische Zeitungen und Zeitschriften [Bearbeiten]
Die bekanntesten Tageszeitungen sind
Magyar Hírlap (früher liberal, heute konservativ)
Magyar Nemzet (rechtskonservativ)
Népszabadság (sozialdemokratisch; ehemals Presseorgan der Staatspartei)
Népszava (traditionell sozialdemokratisch)
Zu den bekanntesten Wochenzeitungen zählen das liberale Literatur- und Politikblatt Élet és Irodalom, die Wirtschaftszeitschrift Heti Világgazdaság (HVG), die bürgerlich-konservativen politischen Zeitschriften Heti Válasz und Demokrata, die liberalen politischen Zeitschriften 168 óra und Beszélő, die Frauenillustrierte Nők Lapja, das Rätselblatt Füles, die Zeitung Reformátusok Lapja der Reformierten Kirche, und die katholische Zeitschrift Igen. Das Boulevardblatt Blikk erfreut sich großer Popularität. Die satirische Zeitschrift Ludas Matyi wurde vor einigen Jahren eingestellt. Die Obdachlosenzeitung von Budapest heißt Fedél nélkül.
Deutschsprachige Medien:In Ungarn erscheinen die deutschsprachigen Zeitungen Pester Lloyd (1854 gegründet, seit 1994 wieder in Budapest herausgegeben, seit 1999 mit der Budapester Rundschau und dem Wiener Lloyd), Neue Zeitung und die Budapester Zeitung. Hauptsächlich für Touristen interessant ist die deutschsprachige Monatszeitung Balaton Zeitung. Lesenswert ist auch die Zeitschrift Drei Raben, die in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut in Budapest herausgegeben wird. Deutschsprachige Fernsehsendungen mit ungarischen Untertiteln werden regelmäßig vom öffentlich-rechtlichen Sender MTV (Magyar Televízió) ausgestrahlt.
Fernsehen, Rundfunk und Telekommunikation [Bearbeiten]
Der öffentlich-rechtliche Fernsehkanal heißt MTV (Magyar Televízió). Außer diesem Kanal gibt es noch zahlreiche Privatsender (ATV, TV2, RTL Klub, Minimax (ein ungarischsprachiger Kinderkanal) und einen Nachrichtenkanal namens Hír TV in ungarischer Sprache. Hir TV ist auch über das Internet verfügbar und kann über die Internetseite von Hir TV empfangen werden. Duna TV ist auch im Ausland bekannt, weil dieser Satellitenkanal auch die außerhalb der heutigen Landesgrenzen lebenden Ungarn anspricht. Ein Spezialkanal für Minderheiten in Europa ist das von Duna TV ausgestrahlte digitale Programm Duna TV II Autonomia, das seit dem 18. April 2006 uncodiert auf Hotbird 13 Grad Ost zu empfangen ist. Dieser Kanal wird von EU-Förderungsmitteln mitfinanziert.
Im Hörfunkbereich gibt es die staatliche Hörfunkgesellschaft Magyar Rádió mit den Sendern Petőfi RádióMR2 (vor allem Alternativ-und Ethnosendungen Kossuth Rádió (Kultursendungen, Literatur, Politik) und Bartók Rádió (klassische Musik). Es gibt viele Privat- und Regionalsender bzw. Sender, die speziellen Zielgruppen oder Themen gewidmet sind (Popmusik, Unterhaltung: Danubius – ein Sender, der am Anfang in deutscher Sprache sendete – Roxy Rádió und Juventus Rádió, Musik der 60-er, 70-er und 80-er Jahre: Sláger Rádió, Unterhaltung, Schlager Tilos Rádió – ein ehemaliger Piratensender, der Nachrichtensender Info-Rádió, der englischsprachige Sender Radio Bridge). Die Rundfunk- und Fernsehgebühren wurden in Ungarn 2003 abgeschafft.
Die größte Telekommunikationsgesellschaft ist die Magyar Telekom. Sie ist außerdem als T-Mobile in Ungarn aktiv. Weitere Telekommunikationsanbieter sind Vodafone Magyarország und Pannon GSM.
Sport
Fußball ist in Ungarn die populärste Sportart. Zwischen den 1930er und den 1960er Jahren zählte die ungarische Fußballnationalmannschaft zur Weltspitze. Insgesamt nahm Ungarn neunmal an Fußball-Weltmeisterschaften teil, bei Olympischen Spielen gewann Ungarn dreimal (1952, 1964, und 1968) die Goldmedaille. Bei der WM 1938 und der WM 1954 stand das Team (damals auch Aranycsapat, „Goldene Mannschaft“ genannt) im Finale und wurde Vize-Weltmeister. Das Finale der WM 1954 wird seither als Nationaltragödie behandelt, in dem das hoch favorisierte Ungarn gegen Deutschland 2:3 verlor. 1953 hatte Ungarn als erste Mannschaft überhaupt in England gewonnen, und das mit 6:3. Dieser Sieg galt als Symbol, dem darüber hinaus eine politische Deutung zugeschrieben wurde: Ungarn hatte eine „imperialistische“ Großmacht besiegt. Eine Symbolfigur dieser Mannschaft war Ferenc Puskás (Puskás Öcsi). Seit 1986 hat Ungarn allerdings nicht mehr an einer WM-Endrunde teilgenommen und in den letzten Jahren war die Nationalelf nicht mehr sehr erfolgreich. 2005 wurde sie vorübergehend von Lothar Matthäus trainiert. Erfolgreichster Verein ist Ferencváros Budapest, kurz Fradi, der neben 28 Meistertiteln auch als bis heute einziger ungarischer Verein einen internationalen Titel erringen konnte (1965 Gewinn des Messepokals (Vorläufer des UEFA-Pokals) durch ein 1:0 gegen Juventus Turin). Die finanziellen Schwierigkeiten des Vereins führten 2006 allerdings dazu, dass er in die zweite Liga absteigen musste. Die höchste Spielklasse im ungarischen Fußball ist die Nemzeti Bajnokság I., die aufgrund von Sponsorenvereinbarungen wechselnde kommerzielle Namensgeber aufweist.
Auch der Handball spielt in Ungarn eine wichtige Rolle. So sind bei den Männern die Vereine KC Veszprém und SC Szeged sowie bei den Frauen die Vereine Győri ETO KC und FTC Budapest regelmäßig in der EHF Champions League vertreten. Bekannte Spieler sind z. B. László Nagy, Nándor Fazekas, Tamás Mocsai und Ferenc Ilyés sowie Anita Görbicz und Katalin Pálinger. Als Trainer sind Lajos Mocsai und Ildikó Barna zu nennen.
Ungarn hat eine ganze Reihe herausragender Schachspieler hervorgebracht, darunter Rudolf Charousek, Géza Maróczy, Laszlo Szabo, Lajos Portisch und András Adorján. In jüngerer Zeit gehören Péter Lékó sowie die Schwestern Zsuzsa Polgár und Judit Polgár zu den weltweit besten Schachspielern. Seit es Schacholympiaden gibt, belegt das ungarische Team bei diesem Wettbewerb regelmäßig vordere Plätze.
Seit 1986 werden auf dem Hungaroring Formel-1-Rennen zum Großen Preis von Ungarn ausgetragen. Eine zweite international bekannte Rennstrecke ist der Pannonia-Ring, auf dem vor allem Motorradrennen stattfinden. An der Formel 1 nahm in der Saison 2004/05 auch der Ungar Zsolt Baumgartner teil.
Bei den Olympischen Sommerspielen sind die ungarischen Sportler häufig erfolgreich, und Ungarn belegt im Verhältnis zur Größe des Landes gute Plätze im Medaillenspiegel. Der erste Sportler, der für Ungarn olympische Medaillen gewonnen hat, war der Schwimmer Alfréd Hajós, nach dem das Sportschwimmbad auf der Margareteninsel benannt ist. Besonders erfolgreich sind die Schwimmer (Krisztina Egerszegi, Tamás Darnyi, László Cseh, Ágnes Kovács), die Wasserballmannschaft, die Handballmannschaft der Damen, die Fechter und die Fünfkämpfer. Ein legendärer Boxer war László Papp. Nach dem Turner Zoltán Magyar wurde eine Figur auf dem Pferd benannt: magyar vándor.
Bekannt ist auch der ungarische Tischtennissport. Victor Barna konnte von den 1920ern bis zum Ende der 1930er Jahre insgesamt 21 Weltmeistertitel gewinnen (5 im TT-Einzel, 7 im TT-Doppel und 9 WM-Titel mit der Mannschaft), was bis heute Weltrekord ist.
Eishockey ist in Ungarn eine wachsende Sportart. Die Anzahl der neu errichteten Eishockeyhallen nimmt international am schnellsten zu. Die ungarische Nationalmannschaft spielte zuletzt bei Weltmeisterschaften in der Division I (früher B-WM), hat sich jedoch zum ersten mal seit 70 Jahren, wieder für die A-Weltmeisterschaft qualifiziert. Die wichtigsten Teams der obersten Liga sind FTC Budapest, Alba-Volán Székesfehérvár, DAC-Invitel (Dunaújváros), Győri ETO-HC, Miskolci JJSE und Újpest Budapest. Den Meistertitel im Jahre 2006 errang Alba-Volan Székesfehérvár zum vierten Mal in Folge (insgesamt sieben Titel). Rekordmeister ist FTC Budapest (25-mal) vor Újpest TE (13-mal).
Zur Zeit hat Ungarn in Person von Ágnes Szávay auch eine Weltklasse-Tennisspielerin. Sie befindet sich 2008 schon seit einem Jahr unter den besten 25 Spielerinnen der Welt.
Die Länge der Außengrenze beträgt 2.009 km. Davon entfallen auf Österreich 366 km, die Slowakei 515 km, die Ukraine 103 km, Rumänien 443 km, Serbien 151 km, Kroatien 329 km und Slowenien 102 km.
Staats- und Landesname [Bearbeiten]Die Eigenbezeichnung der Ungarn weicht stark von den ausländischen Namen für Ungarn ab. magyar (Aussprache /madjar/ von ung. magyar [ˈmɒɟɒr]; früher magyeri) taucht schon im 9. und 10. Jahrhundert in islamischen Quellen auf und ist wahrscheinlich ein Kompositum aus magy (< on =" „zehn“" oygur =" „Stamm“)">
Die fruchtbare Kleine Ungarische Tiefebene im Nordwesten Ungarns besteht hauptsächlich aus dem Becken von Győr (Raab). Die abwechslungsreiche Landschaft wird bestimmt durch leicht welliges Terrain, kleine Hügel und zerschnittene Platten. Durch fruchtbare Lössböden und auf Grund des milden Klimas kann intensiv Landwirtschaft betrieben werden. Die Große Ungarische Tiefebene nimmt nahezu die Hälfte des gesamten Staatsgebiets Ungarns ein. Sie ist eine ebene, weiträumige Fläche und ist mit in vorgeschichtlicher Zeit aufgeschütteten Geröllen und Sanden bedeckt. Das Alföld ist entlang der Theiß von Auenlandschaften durchzogen und mit einzelnen Waldinseln durchsetzt. Die Trockenlegung der Auen und die Rodung der Wälder haben zur zunehmenden Versalzung der Böden geführt. So entstand die typische Puszta mit Ziehbrunnen, Einzelgehöften und extensiver Weidewirtschaft. Aufgrund aufwendiger Bewässerungsmaßnahmen entstanden fruchtbare Böden, die den Anbau von Tabak, Mais und Sonnenblumen ermöglichen. Große Ungarische Tiefebene: HortobágyDer Nationalpark Hortobágy wurde geschaffen, um die ursprüngliche Puszta-Landschaft zu schützen. Der Kékes 1.014 mDie ungarischen Mittelgebirge verlaufen vom Zemplén-Gebirge im Nordosten bis zum Bakonywald im Westen. Fast alle Mittelgebirge in Ungarn tragen in höheren Lagen dichten Laubwald. Die Hänge und Becken sind mit fruchtbaren Böden bedeckt, die Acker-, Obst- und Weinbau ermöglichen. Thermalquellen, die an den Rändern der Mittelgebirge auftreten, sind Zeugnisse eines vergangenen und lebhaften Vulkanismus. Dies bestätigen auch die vulkanischen Gesteine des Bakonywaldes und des Mátragebirges im Norden. Bis auf diese Ausnahmen bestehen die sonstigen Mittelgebirge in Ungarn aus Dolomit und Kalkstein.
Das bewaldete Mecsekgebirge im Südwesten Ungarns erhebt sich inselartig und ist bis zu 682 m hoch. Im Mátragebirge steht auch die mit 1.014 m höchste Erhebung Ungarns, der Kékes. Höhenverhältnisse: Größte Höhe: Kékes im Mátra-Gebirge, Komitat Heves, bis 1.014 m Niedrigster Landesteil: an der Theiß, im Komitat Csongrád, 78 m Etwa die Hälfte des Landes liegt tiefer als 120 m (siehe Große Ungarische Tiefebene). Städte [Bearbeiten]Die mit Abstand größte Stadt in Ungarn ist die Hauptstadt Budapest (Ofen-Pest) mit 1,69 Millionen Einwohnern. Somit leben gut 17 % der Bevölkerung in der Hauptstadt. Die nachfolgend fünf größten Städte sind Debrecen (ca. 225.000 Einwohner), Miskolc (ca. 180.000 Einwohner), Szeged (ca. 165.000 Einwohner) und Pécs (Fünfkirchen, ca. 160.000 Einwohner) sowie Győr (Raab, ca. 130.000 Einwohner). Alle größeren Orte sind unter Liste der Städte und Orte in Ungarn aufgelistet. Donauknie bei VisegrádDer längste Fluss auf ungarischem Staatsgebiet ist die Donau (ung. Duna), an deren Flusslauf unter anderem die wichtigen Städte Komárom (Komorn), Esztergom (Gran), die Hauptstadt Budapest (Ofen-Pest), Dunaújváros, Baja und Mohács liegen. Sie fließt zunächst als Grenzfluss zwischen Ungarn und der Slowakei von West nach Ost, nach dem Donauknie bei Visegrád, einer 90°-Wendung des Flusses, fließt die Donau von Norden nach Süden Richtung Serbien.
Ein weiterer langer Fluss in Ungarn ist die Theiß (ung. Tisza). Größere Städte an ihrem Lauf sind Tokaj, Tiszaújváros (früher Leninváros), Szolnok, Csongrád und Szeged. Weitere wichtige Flüsse in Ungarn sind die Drau (ung. Dráva), der Hernád, die Körös (dt. Kreisch), die Mur, die Raab (ung. Rába), Sajó und Zala. Alle größeren Flüsse entspringen außerhalb Ungarns: Mur und Raab in Österreich, die Drau in Südtirol, die Zala in Slowenien, der Hernád in der Slowakei, die Körös in Siebenbürgen (West-Rumänien). Ungarns Hauptflüsse Donau und Theiß entspringen in Süddeutschland bzw. in der Ukraine. Blick über den PlattenseeDer größte See in Ungarn ist der Plattensee (ungarisch Balaton) im hügeligen Westungarn. Er ist zugleich der größte See in Mitteleuropa. Der Plattensee ist neben der Hauptstadt Budapest das wichtigste Tourismusgebiet Ungarns, vor allem wegen seiner Strände und Thermalquellen. Ein weiterer wichtiger See ist der Velencer See (ungarisch Velencei-tó), der trotz seiner Ähnlichkeit zum Balaton touristisch wenig erschlossen ist. Im Nordosten des Sees erstreckt sich ein unbegehbares Vogelschutzgebiet, das vielen bedrohten Vogelarten Schutz bietet. Der Neusiedler See (ungarisch Fertő-tó) liegt nur zu einem Teil in Ungarn. 75 % der Wasserfläche gehören zum Staatsgebiet Österreichs. Der Nationalpark Fertő-Hanság umfasst den ungarischen Teil des Sees sowie die Sümpfe im Süden und den Hanság und wurde 2001 zusammen mit dem österreichischen Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel zum UNESCO-Welterbe ernannt.
Klimadiagramm BudapestWegen der Binnenlage und der abschirmenden Wirkung der Gebirge hat Ungarn ein relativ trockenes Kontinentalklima mit kalten Wintern und warmen Sommern. Die mittleren Temperaturen liegen im Januar zwischen –3 °C und –1 °C sowie im Juli zwischen +21 °C und +23 °C. Im Frühsommer sind die ergiebigsten Niederschläge zu verzeichnen. Die mittlere Niederschlagsmenge beträgt im Westen auf Grund der vorherrschenden, Regen bringenden Westwinde rund 800 Millimeter, während in den östlichen Landesteilen in trockenen Jahren 500 Millimeter unterschritten werden können. Die Höhe der Niederschläge nehmen insgesamt von Westen nach Osten ab. In Ungarn sind etwa 45.000 Tierarten und 2.200 Pflanzenarten beheimatet. Vereinzelt gibt es nord-, ost- und südeuropäische Arten, die Mehrheit sind aber mitteleuropäische Arten. 855 Tierarten und 535 Pflanzenarten stehen unter Schutz. Seltene geschützte Blumen sind beispielsweise die mediterrane Nieswurz, die wilde Pfingstrose im Hügelland vom Mecsek und die ungarische Windblume in der Nyírség-Gegend. Wildschweine, Hirsche, Rehe und Füchse sind ebenfalls in den ungarischen Wäldern beheimatet. Auf den landwirtschaftlichen Landflächen und im Tiefland leben vor allem Hasen, Fasane, Rebhühner und Wachteln.
Im Frühling ziehen riesige Vogelschwärme von Norden nach Süden. Zu ihnen gehören Schwalben und Störche, die in Afrika den Winter verbringen. Geschützte Vogelarten sind beispielsweise der Stelzenläufer, die Trappe, die vor allem in der südlichen Tiefebene verbreitet ist, und der Säbelschnäbler. Die ungarischen Flüsse und Seen sind sehr fischreich. Beheimatet sind Brassen, Karpfen und Hechte. Aale und Amuren wurden aus fremden Seen und Flüssen übergesiedelt und leben mittlerweile zahlreich in ungarischen Gewässern. Um die ungarische Tier- und Pflanzenwelt zu schützen, hat man auf einer Gesamtfläche von 816.008 ha neun Nationalparks, 38 Landschaftsschutzgebiete und 142 Naturschutzgebiete eingerichtet. Bevölkerungsentwicklung Ungarns (1995–2006) Bevölkerungsprognose nach Eurostat (2005–2050)Wie in anderen westlichen Industrienationen zeigt sich auch in Ungarn eine Alterung der Gesellschaft. So sind 15,9 % der Bevölkerung unter 15 Jahre, die Mehrheit der Einwohner 15 bis 65 Jahre (68,6 %) und 15,5 % über 65 Jahre alt. Die zusammengefasste Geburtenziffer ist ähnlich wie in Mitteleuropa extrem niedrig und beträgt pro Frau 1,3 Kinder. Die Lebenserwartung lag 2005 bei der männlichen Bevölkerung bei 68,3 Jahren und bei der weiblichen Bevölkerung bei 76,5 Jahren. Hatte Ungarn laut Volkszählung 2001[1] in jenem Jahr noch knapp 10,2 Millionen Einwohner, so setzt sich der seit den 1980er Jahren zu verzeichnende Rückgang der Einwohnerzahl auch nach den Zahlen des Statistischen Bundesamts[2] fort. Gemäß der jüngsten Schätzung der CIA[3] leben in Ungarn inzwischen weniger als 10 Millionen Menschen. Ethnien [Bearbeiten]Die Bevölkerung Ungarns laut Volkszählung 2001[4]: Ungarn (92,3 %) Roma (1,9 %) Deutsche (u. a. Donauschwaben) (0,6 %) Slowaken (0,2 %) Kroaten (0,15 %)
Alle anderen Ethnien sind laut dieser Statistik mit weniger als 10.000 Personen vertreten. Zahlenmäßig folgen Rumänen, Ukrainer, Serben, Slowenen und Wenden, Polen, Griechen, Bulgaren, Russinen und Armenier. Weitere Auswahlmöglichkeiten waren nicht vorhanden. Über 27.000 Personen gaben „Unbekannt“ an. Allerdings wurde die Frage von über 5 % der Befragten nicht beantwortet.
Für 2001 wurde ein Bevölkerungsrückgang von 0,32 % geschätzt. Ursache ist die niedrige Geburtenrate (rund 10 Geburten auf 1.000 Einwohner). Vor dem Zweiten Weltkrieg war die Minderheit der Roma stärker vertreten.
Außerhalb Ungarns leben im Karpatenbecken etwa 2,4 Millionen Magyaren. Ihre Siedlungsgebiete liegen auf Grund des Vertrages von Trianon als Folge des Ersten Weltkrieges jenseits der heutigen Staatsgrenzen. Dies führt noch heute gelegentlich zu politischen Verstimmungen zwischen den Nachbarländern und Ungarn. Zu weiteren Informationen zu den einzelnen Siedlungsgebieten siehe Magyaren.
Roma in Ungarn
Nach der letzten Volkszählung leben ca. 205.000 Roma in Ungarn.[5][6] Nichtamtliche Schätzungen nennen bis zu 1.000.000 Personen.[7][8]
Religionen und Konfessionen [Bearbeiten]Die Mehrheit der Bevölkerung (54,5 %) bekennt sich zur römisch-katholischen und zur ungarischen griechisch-katholischen Kirche. 15,9 % der Bevölkerung sind Calvinisten, 3 % Lutheraner. Im Land lebten vor dem Holocaust rund 800.000 Juden. Auch wenn in Ungarn rund 80.000 Juden – meist in der Hauptstadt – leben sollen, bekannten sich bei der letzten Volkszählung nur knapp 13.000 zum jüdischen Glauben.
14,5 % der Bevölkerung gehören keiner Religionsgemeinschaft an; doch nur 280 Personen gaben bei der Volkszählung 2001 ausdrücklich an, dass sie Atheisten seien. Im Gegensatz zum Gebiet der ehemaligen DDR, wo etwa 70 % der Bevölkerung keiner Religionsgemeinschaft angehören, und anderen ehemaligen Ostblockstaaten ist der Anteil an Atheisten in Ungarn gering. Dies rührt vor allem daher, dass die kommunistische Regierung Ungarns vor der Wende 1989 Religionsgemeinschaften vergleichsweise nur wenig unterdrückte. Siehe auch: Baptisten in Ungarn, Evangelisch-Lutherische Kirche in Ungarn
Alle Zahlen in diesem Abschnitt beziehen sich auf die Volkszählung 2001, siehe nepszamlalas.hu (ungarisch).
Religionszugehörigkeit laut Volkszählung 2001[9]:
Christen (2001)Christen und christlich Orientierte: 7.584.175 (74,37 %)
Katholiken: 5.558.961 (54,51 %)
Römisch-Katholisch: 5.289.521 (51,87 %)
Griechisch-Katholisch: 268.935 (2,64 %)
Sonstige Katholiken: 505 (<>
Ungarische Sprache
Die in Ungarn gebräuchliche Sprache ist Ungarisch. Sie gehört zum finno-ugrischen Zweig der uralischen Sprachen und ist die einzige nicht-indogermanische Sprache, die im mitteleuropäischen Raum gesprochen wird. Die Dialekte des Ungarischen unterscheiden sich weniger stark voneinander als etwa die deutschen Dialekte. Im gesamten ungarischen Sprachraum werden neun große Dialektgruppen unterschieden. Aus der Zeit der Herrschaft der Habsburger (1699–1867 bzw. 1918) in Ungarn stammt der Einfluss der deutschen Sprache. Neben Ungarisch sind die Sprachen der Minderheiten verbreitet: Zum Romani, der Sprache der Roma, variieren die Angaben; es wird von bis zu 5 % der Einwohner Ungarns gesprochen. 0,4 % der Bevölkerung sprechen Kroatisch.
Geschichte Ungarns
9. bis 15. Jahrhundert:Statue von Stephan I.Die Magyaren wanderten, angeführt von dem Großfürsten Árpád, Ende des 9. Jahrhunderts in das Karpatenbecken ein und führten Raubzüge durch ganz Europa. Diese wurden auch von Árpáds Nachfolgern erfolgreich weitergeführt, bis 955 Otto I. die Angriffe der Ungarn durch einen vernichtenden Sieg auf dem Lechfeld zurückschlagen konnte. Das Königreich Ungarn wurde im Jahr 1000 von Stephan I. gegründet, der das Land gegen den erbitterten Widerstand des alten Adels nach karolingischem Vorbild gestaltete (Begründung des bis heute bestehenden Komitatswesens).
Im „Mongolensturm“, wie die Angriffe der Goldenen Horde der Mongolen unter dem Heerführer Batu Khan in den Jahren 1241 und 1242 bezeichnet werden, wurde das Land verwüstet und in weiten Teilen entvölkert; 50 % der Bevölkerung Ungarns kamen dabei ums Leben. König Béla IV. rief für die Neubesiedlung deutsche Siedler (Schwaben) ins Land, die sich in der Folgezeit teilweise magyarisierten.
Im Jahre 1301 starb Andreas III., der letzte Herrscher des Hauses Árpád. 1370–1386 und 1440–1444 wurde Ungarn von den Anjou und Jagiellonen in Personalunion mit Polen regiert.
In der Folgezeit hatte Ungarn nur noch einen ungarischen König, Matthias Corvinus, der das Land von 1458 bis 1490 regierte. Unter dem hochgebildeten Matthias stieg Ungarn zur politischen Großmacht und zu einem Zentrum der Renaissancekultur sowie des Humanismus auf. Als Renaissancefürst zog er Gelehrte und Künstler aus Italien an seinen Hof, gründete die Universität in Pressburg (Pozsony, heute Bratislava, Hauptstadt der Slowakei) und die Corvina in Ofen (Budapest); sein Großreich zerfiel nach seinem Tod.
Zwischen 1490 und 1526 regierten die polnisch-litauischen Jagiellonen Ungarn und Böhmen in Personalunion.
Vom 16. bis zum 19. Jahrhundert [Bearbeiten]Das Ende der Unabhängigkeit Ungarns kam um die Mitte des 16. Jahrhunderts mit den osmanischen Eroberungen. Am 29. August 1526 besiegte Sultan Süleyman I. bei Mohács (dort befindet sich seit 1976 eine Gedenkstätte) König Ludwig II. von Böhmen und Ungarn, der auf der Flucht ertrank. Der größte Teil Ungarns kam unter türkische Herrschaft, wobei die noch nicht eroberten Teile entweder unter habsburgische Herrschaft kamen (darunter der Westen Oberungarns) oder von Ungarn getrennt wurden und als Fürstentum Siebenbürgen unter osmanische Oberhoheit gestellt wurden.
Königreich Ungarn seit 1867
Die in Ungarn gebräuchliche Sprache ist Ungarisch. Sie gehört zum finno-ugrischen Zweig der uralischen Sprachen und ist die einzige nicht-indogermanische Sprache, die im mitteleuropäischen Raum gesprochen wird. Die Dialekte des Ungarischen unterscheiden sich weniger stark voneinander als etwa die deutschen Dialekte. Im gesamten ungarischen Sprachraum werden neun große Dialektgruppen unterschieden. Aus der Zeit der Herrschaft der Habsburger (1699–1867 bzw. 1918) in Ungarn stammt der Einfluss der deutschen Sprache. Neben Ungarisch sind die Sprachen der Minderheiten verbreitet: Zum Romani, der Sprache der Roma, variieren die Angaben; es wird von bis zu 5 % der Einwohner Ungarns gesprochen. 0,4 % der Bevölkerung sprechen Kroatisch.
Geschichte Ungarns
9. bis 15. Jahrhundert:Statue von Stephan I.Die Magyaren wanderten, angeführt von dem Großfürsten Árpád, Ende des 9. Jahrhunderts in das Karpatenbecken ein und führten Raubzüge durch ganz Europa. Diese wurden auch von Árpáds Nachfolgern erfolgreich weitergeführt, bis 955 Otto I. die Angriffe der Ungarn durch einen vernichtenden Sieg auf dem Lechfeld zurückschlagen konnte. Das Königreich Ungarn wurde im Jahr 1000 von Stephan I. gegründet, der das Land gegen den erbitterten Widerstand des alten Adels nach karolingischem Vorbild gestaltete (Begründung des bis heute bestehenden Komitatswesens).
Im „Mongolensturm“, wie die Angriffe der Goldenen Horde der Mongolen unter dem Heerführer Batu Khan in den Jahren 1241 und 1242 bezeichnet werden, wurde das Land verwüstet und in weiten Teilen entvölkert; 50 % der Bevölkerung Ungarns kamen dabei ums Leben. König Béla IV. rief für die Neubesiedlung deutsche Siedler (Schwaben) ins Land, die sich in der Folgezeit teilweise magyarisierten.
Im Jahre 1301 starb Andreas III., der letzte Herrscher des Hauses Árpád. 1370–1386 und 1440–1444 wurde Ungarn von den Anjou und Jagiellonen in Personalunion mit Polen regiert.
In der Folgezeit hatte Ungarn nur noch einen ungarischen König, Matthias Corvinus, der das Land von 1458 bis 1490 regierte. Unter dem hochgebildeten Matthias stieg Ungarn zur politischen Großmacht und zu einem Zentrum der Renaissancekultur sowie des Humanismus auf. Als Renaissancefürst zog er Gelehrte und Künstler aus Italien an seinen Hof, gründete die Universität in Pressburg (Pozsony, heute Bratislava, Hauptstadt der Slowakei) und die Corvina in Ofen (Budapest); sein Großreich zerfiel nach seinem Tod.
Zwischen 1490 und 1526 regierten die polnisch-litauischen Jagiellonen Ungarn und Böhmen in Personalunion.
Vom 16. bis zum 19. Jahrhundert [Bearbeiten]Das Ende der Unabhängigkeit Ungarns kam um die Mitte des 16. Jahrhunderts mit den osmanischen Eroberungen. Am 29. August 1526 besiegte Sultan Süleyman I. bei Mohács (dort befindet sich seit 1976 eine Gedenkstätte) König Ludwig II. von Böhmen und Ungarn, der auf der Flucht ertrank. Der größte Teil Ungarns kam unter türkische Herrschaft, wobei die noch nicht eroberten Teile entweder unter habsburgische Herrschaft kamen (darunter der Westen Oberungarns) oder von Ungarn getrennt wurden und als Fürstentum Siebenbürgen unter osmanische Oberhoheit gestellt wurden.
Königreich Ungarn seit 1867
Verwaltungseinteilung Ungarns mit Kroatien und Slawonien 1886-1918Nach 145 Jahren türkischer Besetzung Ungarns fiel Buda im Jahre 1686, und Ungarn wurde von den Habsburgern zurückerobert. Die Ungarn missbilligten aber die harte Herrschaft der Habsburger, so dass es von 1703 bis 1711 zum Kuruzenaufstand unter Fürst Franz II. Rákóczi kam, einem Adeligen aus Siebenbürgen. Da die Spannungen zwischen dem ungarischen Adel und dem Wiener Hof nicht beseitigt werden konnten, entluden sie sich (nach scheinbar einvernehmlichen Verhandlungen und Zugeständnissen des Kaisers gegenüber den Ungarn) in der Revolution von 1848/49, die mit Hilfe Russlands (mit Berufung auf die „Heilige Allianz“) blutig niedergeschlagen wurde, was das Klima in der Monarchie dauerhaft verschlechterte.
Nach anhaltenden Unruhen im Land wurde Ungarn durch den österreichisch-ungarischen Ausgleich von 1867 gleichberechtigter (autonomer) Teil der sogenannten Doppelmonarchie Österreich-Ungarn. Franz Josef I. nannte sich nun gleichrangig König von Ungarn und Kaiser von Österreich (bis dahin war der ungarische Königstitel dem Kaisertitel untergeordnet), auch wenn er formal nicht gekrönt wurde. Daher rührt auch die in Ungarn gebräuchliche Bezeichnung als „Hutkönig“. Diese Personalunion, de jure begründet durch die Pragmatische Sanktion, wurde durch gleichlautende österreichische und ungarische Grundgesetze, Außenpolitik und Kriegsministerium sowie deren Finanzierung betreffend, zur Realunion. Eine freiwillige Zoll- und Handelsunion folgte. Führend am Erfolg des Ausgleichs für die ungarische Seite beteiligt waren Ferenc Deák und Graf Gyula Andrássy. Zur ungarischen Reichshälfte gehörten die Slowakei, Kroatien, die Vojvodina, ein Großteil Rumäniens (Siebenbürgen im weiteren Sinne) sowie kleine Teile Polens und der Ukraine (Karpatenukraine).
Allerdings hielt der Vielvölkerstaat Königreich Ungarn den inneren Spannungen (Selbständigkeitsbestrebungen der nichtmagyarischen Völker, Nationalitätenkonflikte im Zuge der Magyarisierungspolitik) nicht lange stand und zerfiel nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg. Die Entscheidungen der Siegermächte führten dazu, dass in der Tschechoslowakei (heute in der Slowakei), in Rumänien und im Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (heute vor allem in Serbien) aufgrund des Vertrages von Trianon ungarische Minderheiten leben. Allerdings verblieben auch slowakische, rumänische und deutsche Minderheiten in Ungarn.
Von 1918 bis 1945 [Bearbeiten]Ungarn erklärte am 31. Oktober 1918 den Austritt aus der Realunion mit Österreich und rief die ungarischen Truppen von der italienischen Front zurück. Damit war die österreichisch-ungarische Monarchie aufgelöst. Auf dringende Forderungen der ungarischen Spitzenpolitiker erklärte König Karl IV. am 13. November 1918 auf Schloss Eckartsau (Niederösterreich) seinen Verzicht auf jeden Anteil an den ungarischen Staatsgeschäften, so wie er dies als Kaiser Karl I. zwei Tage zuvor für Österreich erklärt hatte. Er dankte aber nicht formell ab.
Am 16. November 1918 wurde eine demokratische Republik ausgerufen. Erster Präsident wurde Graf Mihály Károlyi. Die sozialen Missstände in Folge des verlorenen Krieges hielten jedoch an. Die Regierung wurde von Kommunisten unter Führung Béla Kuns gestürzt und eine Räterepublik gegründet, die allerdings nicht lange Bestand haben sollte.
Kun wurde im Dezember 1918 nach Ungarn entsandt, um dort für eine kommunistische Revolution zu wirken. Kun wurde dort bald von der Regierung des Grafen Mihály Károlyi inhaftiert, jedoch in Folge der Wirren, die nach Ende des Ersten Weltkrieges ausbrachen, am 21. März 1919 wieder freigelassen. Kun bildete darauf eine Räteregierung aus Sozialisten und Kommunisten, die Banken, Industriebetriebe und landwirtschaftliche Güter verstaatlichte. Die Regierung wurde bald von den Kommunisten dominiert und entwickelte sich zu einer Diktatur, die mit Einsatz von Gewalt regierte. Eine ungarische „Rote Armee“ marschierte in die Slowakei ein, um die Revolution nach dorthin auszudehnen, wurde jedoch von den Alliierten zum Rückzug gezwungen. Nach anfänglichen Erfolgen brach die Bewegung rasch zusammen, als tschechoslowakische, rumänische und serbische Truppen unter Billigung der Entente-Staaten Budapest besetzten und die Räteregierung am 1. August 1919 stürzten.
Kun floh nach Österreich, wo er zunächst in Drosendorf und anschließend in Karlstein an der Thaya interniert wurde. Von dort gelang ihm die Flucht in die Sowjetunion, wo er in den nächsten Jahren für die KPdSU und die Komintern in verschiedenen Funktionen tätig war. Unter anderem nahm er erfolglos an den Märzkämpfen in Mitteldeutschland 1921 teil. 1928 war er wieder in Wien, von wo aus er gleichfalls ohne Erfolg versuchte, sozialistische Strömungen in Ungarn zu organisieren. 1939 wurde er im Rahmen der Stalinschen Säuberungen in der Sowjetunion ermordet.
Am 1. März 1920 wurde Miklós Horthy von der Nationalversammlung zum Reichsverweser gewählt, die Monarchie formal wieder eingeführt. In der Folge versuchte Karl IV. von seinem Exil in der Schweiz aus zweimal, die Herrschaft in Ungarn wieder zu übernehmen, und reiste dazu persönlich an (wobei er Österreich, das ihn bis zum Thronverzicht verbannt hatte, inkognito passierte). Beide Male weigerte sich Reichsverweser Miklós (Nikolaus) Horthy, ein ehemaliger k.u.k. Admiral, dem gekrönten König die Macht zu übergeben. Nach dem zweiten Versuch wurde Karl, in Begleitung seiner Gattin Zita, von der Entente nach Madeira verbannt, wo er 1922 starb.
Eine Restauration der habsburgischen Monarchie wurde Ungarn im Zuge der Friedensverhandlungen (Pariser Vorortverträge) verboten (Vertrag von Trianon). Am 6. November 1921 beschloss der Reichstag die formelle Amtsenthebung der Habsburger. Die Regierung erkannte daraufhin den Friedensvertrag von Trianon an, nach dessen Bedingungen Ungarn zwei Drittel seines Staatsgebiets an die Tschechoslowakei, Rumänien, den südslawischen Staat und Österreich abtreten musste.
Ungarn näherte sich aufgrund wirtschaftlicher Krisen und revisionistischer Propaganda politisch immer mehr dem nationalsozialistischen Deutschland an. In den von NS-Deutschland diktierten Wiener Schiedssprüchen erhielt Ungarn 1940/41 die ungarisch bewohnte Südslowakei (entlang der Donau) und einen beträchtlichen Teil Siebenbürgens (von Rumänien) zurück. (Diese Gebietsrückerwerbungen mussten 1945 wieder aufgegeben werden.)
Als Gegenleistung trat Horthy am 27. Juni 1941 auf Seiten der Achsenmächte in den Krieg gegen die Sowjetunion ein, musste jedoch aufgrund unzureichender Ausrüstung schwere Verluste hinnehmen. Man nahm Verbindungen mit den Westalliierten auf, die jedoch auf Moskau verwiesen. Als diese Kontakte den Deutschen bekannt wurden, besetzten sie ab Mitte März 1944 das Land und setzten eine Kollaborationsregierung unter Döme Sztójay ein, die sofort mit der Deportation der jüdischen Bevölkerung begann. Über 200.000 der auf dem Staatsgebiet von 1937 lebenden Juden kamen in Konzentrations- und Vernichtungslagern ums Leben. Weitere über 200.000 Opfer stammten aus den Gebieten, die Ungarn nach den Wiener Schiedssprüchen besetzt hatte. Nach der Kapitulation Rumäniens entschloss sich Horthy am 28. September 1944 eine Abordnung mit einem Kapitulationsangebot an Moskau zu entsenden, die Verhandlungen führten am 15. Oktober zur Proklamation des Waffenstillstandes im Rundfunk. Nach der Festnahme Horthys im Herbst 1944 wurde die Kriegsbeteiligung unter der faschistischen Bewegung der Pfeilkreuzler von Ferenc Szálasi fortgesetzt. Für Ungarn endeten die Kampfhandlungen des Zweiten Weltkriegs mit dem Einmarsch der Roten Armee, der am 4. April 1945 abgeschlossen war.
Ostblock, Ungarnaufstand und Wende [Bearbeiten]Siehe hierzu den Artikel Ungarischer Volksaufstand
Von 1918 bis 1945 [Bearbeiten]Ungarn erklärte am 31. Oktober 1918 den Austritt aus der Realunion mit Österreich und rief die ungarischen Truppen von der italienischen Front zurück. Damit war die österreichisch-ungarische Monarchie aufgelöst. Auf dringende Forderungen der ungarischen Spitzenpolitiker erklärte König Karl IV. am 13. November 1918 auf Schloss Eckartsau (Niederösterreich) seinen Verzicht auf jeden Anteil an den ungarischen Staatsgeschäften, so wie er dies als Kaiser Karl I. zwei Tage zuvor für Österreich erklärt hatte. Er dankte aber nicht formell ab.
Am 16. November 1918 wurde eine demokratische Republik ausgerufen. Erster Präsident wurde Graf Mihály Károlyi. Die sozialen Missstände in Folge des verlorenen Krieges hielten jedoch an. Die Regierung wurde von Kommunisten unter Führung Béla Kuns gestürzt und eine Räterepublik gegründet, die allerdings nicht lange Bestand haben sollte.
Kun wurde im Dezember 1918 nach Ungarn entsandt, um dort für eine kommunistische Revolution zu wirken. Kun wurde dort bald von der Regierung des Grafen Mihály Károlyi inhaftiert, jedoch in Folge der Wirren, die nach Ende des Ersten Weltkrieges ausbrachen, am 21. März 1919 wieder freigelassen. Kun bildete darauf eine Räteregierung aus Sozialisten und Kommunisten, die Banken, Industriebetriebe und landwirtschaftliche Güter verstaatlichte. Die Regierung wurde bald von den Kommunisten dominiert und entwickelte sich zu einer Diktatur, die mit Einsatz von Gewalt regierte. Eine ungarische „Rote Armee“ marschierte in die Slowakei ein, um die Revolution nach dorthin auszudehnen, wurde jedoch von den Alliierten zum Rückzug gezwungen. Nach anfänglichen Erfolgen brach die Bewegung rasch zusammen, als tschechoslowakische, rumänische und serbische Truppen unter Billigung der Entente-Staaten Budapest besetzten und die Räteregierung am 1. August 1919 stürzten.
Kun floh nach Österreich, wo er zunächst in Drosendorf und anschließend in Karlstein an der Thaya interniert wurde. Von dort gelang ihm die Flucht in die Sowjetunion, wo er in den nächsten Jahren für die KPdSU und die Komintern in verschiedenen Funktionen tätig war. Unter anderem nahm er erfolglos an den Märzkämpfen in Mitteldeutschland 1921 teil. 1928 war er wieder in Wien, von wo aus er gleichfalls ohne Erfolg versuchte, sozialistische Strömungen in Ungarn zu organisieren. 1939 wurde er im Rahmen der Stalinschen Säuberungen in der Sowjetunion ermordet.
Am 1. März 1920 wurde Miklós Horthy von der Nationalversammlung zum Reichsverweser gewählt, die Monarchie formal wieder eingeführt. In der Folge versuchte Karl IV. von seinem Exil in der Schweiz aus zweimal, die Herrschaft in Ungarn wieder zu übernehmen, und reiste dazu persönlich an (wobei er Österreich, das ihn bis zum Thronverzicht verbannt hatte, inkognito passierte). Beide Male weigerte sich Reichsverweser Miklós (Nikolaus) Horthy, ein ehemaliger k.u.k. Admiral, dem gekrönten König die Macht zu übergeben. Nach dem zweiten Versuch wurde Karl, in Begleitung seiner Gattin Zita, von der Entente nach Madeira verbannt, wo er 1922 starb.
Eine Restauration der habsburgischen Monarchie wurde Ungarn im Zuge der Friedensverhandlungen (Pariser Vorortverträge) verboten (Vertrag von Trianon). Am 6. November 1921 beschloss der Reichstag die formelle Amtsenthebung der Habsburger. Die Regierung erkannte daraufhin den Friedensvertrag von Trianon an, nach dessen Bedingungen Ungarn zwei Drittel seines Staatsgebiets an die Tschechoslowakei, Rumänien, den südslawischen Staat und Österreich abtreten musste.
Ungarn näherte sich aufgrund wirtschaftlicher Krisen und revisionistischer Propaganda politisch immer mehr dem nationalsozialistischen Deutschland an. In den von NS-Deutschland diktierten Wiener Schiedssprüchen erhielt Ungarn 1940/41 die ungarisch bewohnte Südslowakei (entlang der Donau) und einen beträchtlichen Teil Siebenbürgens (von Rumänien) zurück. (Diese Gebietsrückerwerbungen mussten 1945 wieder aufgegeben werden.)
Als Gegenleistung trat Horthy am 27. Juni 1941 auf Seiten der Achsenmächte in den Krieg gegen die Sowjetunion ein, musste jedoch aufgrund unzureichender Ausrüstung schwere Verluste hinnehmen. Man nahm Verbindungen mit den Westalliierten auf, die jedoch auf Moskau verwiesen. Als diese Kontakte den Deutschen bekannt wurden, besetzten sie ab Mitte März 1944 das Land und setzten eine Kollaborationsregierung unter Döme Sztójay ein, die sofort mit der Deportation der jüdischen Bevölkerung begann. Über 200.000 der auf dem Staatsgebiet von 1937 lebenden Juden kamen in Konzentrations- und Vernichtungslagern ums Leben. Weitere über 200.000 Opfer stammten aus den Gebieten, die Ungarn nach den Wiener Schiedssprüchen besetzt hatte. Nach der Kapitulation Rumäniens entschloss sich Horthy am 28. September 1944 eine Abordnung mit einem Kapitulationsangebot an Moskau zu entsenden, die Verhandlungen führten am 15. Oktober zur Proklamation des Waffenstillstandes im Rundfunk. Nach der Festnahme Horthys im Herbst 1944 wurde die Kriegsbeteiligung unter der faschistischen Bewegung der Pfeilkreuzler von Ferenc Szálasi fortgesetzt. Für Ungarn endeten die Kampfhandlungen des Zweiten Weltkriegs mit dem Einmarsch der Roten Armee, der am 4. April 1945 abgeschlossen war.
Ostblock, Ungarnaufstand und Wende [Bearbeiten]Siehe hierzu den Artikel Ungarischer Volksaufstand
Ungarn kam auf Grund des Vertrages von Jalta unter sowjetischen Einfluss, und am 20. August 1949 wurde eine Verfassung nach russischem Vorbild beschlossen. Bis 1953 verfolgte Ungarn unter Mátyás Rákosi einen stalinistischen Kurs.
Am 23. Oktober 1956 kam es zu einem Volksaufstand, in dessen Verlauf Imre Nagy, der bereits von 1953 bis 1955 Ministerpräsident gewesen war, erneut dieses Amt erlangte. Er bildete eine Mehrparteienregierung und forderte die parlamentarische Demokratie sowie die Neutralität Ungarns. Der Aufstand wurde jedoch durch die sowjetische Armee blutig niedergeschlagen. Viele Ungarn verließen daraufhin das Land und emigrierten nach Westeuropa oder Nordamerika. Nagy wurde hingerichtet (seine Asche wurde erst 1989 feierlich in Ungarn beigesetzt). János Kádár, bis dahin stellvertretender Ministerpräsident, wurde Generalsekretär der Ungarischen Sozialistischen Arbeiterpartei sowie Ministerpräsident. Den anfänglichen Repressionen gegen die Beteiligten des Aufstandes folgten in den Jahren zwischen 1959 und 1963 Amnestien, die zu Freilassungen führten.
Seit den 1960er Jahren erlaubte Kádár, der bis 1988 Generalsekretär der Ungarischen Sozialistischen Arbeiterpartei und von 1956 bis 1958 sowie von 1961 bis 1968 auch Ministerpräsident war, gewisse Liberalisierungen im politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Bereich, die unter dem Begriff „Gulaschkommunismus“ bekannt wurden. 1987/1988 bildeten sich Oppositionsgruppen, die den friedlichen Systemwechsel vorantrieben und die Legitimität der sowjetischen (faktisch russischen) Vorherrschaft in Frage stellten (erwähnt sei Imre Pozsgay, der im Amt eines Staatsministers öffentlich der Doktrin von der „Konterrevolution von 1956“ widersprach). 1988 trat Kádár auf einem Sonderparteitag der Staatspartei USAP zurück, Nachfolger wurde Károly Grósz. Auch in der kommunistischen USAP gab es oppositionelle Stimmen, die freie Wahlen und den Abzug der sowjetischen Truppen forderten. Dies leitete die Grenzöffnung nach Österreich und damit die Zerschneidung des Eisernen Vorhangs ein. Am 27. Juni 1989 durchtrennte Gyula Horn, der ungarische Außenminister, zusammen mit seinem österreichischen Amtskollegen Alois Mock in einer symbolischen Aktion den Stacheldraht an der Grenze zwischen Österreich (Nickelsdorf) und Ungarn (Hegyeshalom).
Ungarn hatte entscheidenden Anteil an der politischen Wende von 1989 in den ehemaligen Ostblockstaaten und damit auch an der friedlichen Revolution in der DDR, die den Weg zur Wiedervereinigung Deutschlands ebnete.
Liste der ungarischen Herrscher, Liste der ungarischen Staatspräsidenten
Geschichte seit 1989 und aktuelle Politik:Nach 1989/90 wurde Ungarn (politisch gesehen) Teil des westlichen Staatensystems. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs 1989/90 wurde auch das ungarische Staatswesen erneuert. Am 23. Oktober 1989 – dem Jahrestag des Ungarischen Volksaufstands von 1956 – wurde die Republik Ungarn ausgerufen, und eine modifizierte Version der sozialistischen Verfassung von 1949 trat in Kraft. Vorbild dieser geänderten Fassung war unter anderem das deutsche Grundgesetz. Die Regierung ist dem Parlament verantwortlich, für die Regierungstätigkeit trägt der Ministerpräsident Verantwortung. Um eine möglichst große Stabilität der Regierung zu gewährleisten, wurde die Institution des konstruktiven Misstrauensvotums geschaffen. Im März 1990 fanden die ersten freien Parlamentswahlen Ungarns seit 1947 statt. Ministerpräsident wurde József Antall, Staatspräsident Árpád Göncz.
1999 trat Ungarn der NATO bei, und zum 1. Mai 2004 folgte – mit der Zustimmung einer deutlichen Mehrheit der Bevölkerung – der Beitritt zur Europäischen Union im Zuge der EU-Osterweiterung. Die anfängliche Begeisterung wich aber angesichts der sich wirtschaftlich verschlechternden Lage zahlreicher Menschen (insbesondere alter Menschen) einer Ernüchterung. Die Folge sind Resignation und politisches Desinteresse, was sich auch schon in der Wahlbeteiligung des Referendums zum EU-Beitritt am 12. April 2003 ausdrückte: Zwar stimmten 84 % für den Beitritt, aber lediglich 45,6 % der acht Millionen Wahlberechtigten gingen zur Abstimmung.
Die Sitzverteilung im ungarischen Parlament nach den Wahlen am 9. und 23. April 2006Das Parlament wählt den Präsidenten der Republik, den Ministerpräsidenten, die Mitglieder des Verfassungsgerichts, den Ombudsmann der Minderheiten, den Präsidenten des Obersten Gerichts und den Generalstaatsanwalt. Das Einkammerparlament hat 386 Abgeordnete, die auf vier Jahre gewählt werden. In Ungarn gibt es ein gemischtes Wahlsystem, ähnlich wie in Deutschland. Seit August 2000 war der parteilose Ferenc Mádl als Präsident, der für fünf Jahre gewählt wird, im Amt. Im Juni 2005 gewann László Sólyom die Wahl zum Präsidenten. Er ist ehemaliger Präsident des ungarischen Verfassungsgerichts.
Die ungarische Politik war seit der Einführung freier und geheimer Wahlen 1990 von ständigen Mehrheitswechseln geprägt.
Péter Boross war der Nachfolger von József Antall als Ministerpräsident der Republik Ungarn von Dezember 1993 bis Juni 1994. Er war zuvor Innenminister. Mit der Abwahl von Boross 1994 endete die Regierungsverantwortung des Ungarischen Demokratischen Forums. Boross war in der Regierungszeit von Viktor Orbán (Fidesz) 1998–2002 als dessen Berater tätig, distanzierte sich aber später von Orbán.
Ministerpräsident Ferenc Gyurcsány Nach den Wahlen 2002 übernahm wieder die MSzP (Ungarische Sozialistische Partei) zusammen mit dem SzDSz die Regierungsverantwortung. Der aktuelle Ministerpräsident Ferenc Gyurcsány, der seit dem 29. September 2004 amtiert, ist Nachfolger von Péter Medgyessy, der nach Versuchen der Regierungsumstrukturierung zurückgetreten war. Außenminister ist Ferenc Somogyi, der am 2. November 2004 die Nachfolge von László Kovács, dem ungarischen EU-Kommissar, angetreten hatte.
Die Regierung von MSzP und SzDSz wurde bei den Parlamentswahlen vom 9. und 23. April 2006 wiedergewählt. Damit schaffte es eine Regierung erstmals, im Amt zu bleiben.
Seit September 2006 befindet sich Ungarn in einer innenpolitischen Krise. Seit Gyurcsány eingestanden hatte, vor den Wahlen im April 2006 gelogen zu haben, fordert die Opposition seinen Rücktritt. Im September und Oktober 2006 kam es vor allem in Budapest wiederholt zu gewalttätigen Ausschreitungen, die auch die Feierlichkeiten zum 50. Jahrestag des Volksaufstands von 1956 überschatteten.
Außenpolitik [Bearbeiten]Mit dem Beitritt Ungarns 1999 zur NATO und 2004 zur EU wurden zwei grundlegende Ziele der ungarischen Außenpolitik erreicht. Zur Zeit setzt es sich für den Beitritt Kroatiens zur EU ein. Zur Stabilität sind auf dem Balkan eigene Truppen stationiert, außerdem engagiert sich Ungarn im Irak und Afghanistan mit eigenen Truppen.
Ungarn ist an der wirtschaftlichen und politischen Stabilität seiner südlichen Nachbarn interessiert, es setzte sich schon vor dem Sturz Miloševićs für die demokratische Opposition in Jugoslawien ein. Die Infrastrukturverbindungen, insbesondere die Autobahnen zu den Nachbarn, sollen weiter ausgebaut und die wirtschaftlichen Beziehungen zu den zukünftigen EU-Mitgliedsstaaten intensiviert werden. Die Zusammenarbeit innerhalb der Visegrád-Gruppe (mit Tschechien, der Slowakei und Polen) soll fortgesetzt werden. Ungarn hatte 2001 bzw. 2002 den Vorsitz inne.
2001 wurde ein Gesetz mit Begünstigungen für Auslandsungarn verabschiedet, außerdem schloss Ungarn Minderheitenabkommen und Grundlagenverträge über freundschaftliche Beziehungen mit seinen Nachbarstaaten, um die Minderheitenfrage der im Ausland lebenden Ungarn zu lösen.
Militär:MiG-29 der ungarischen Luftwaffe der MH.59 in Kecskemét mit der Nummer 04 bei der LandungHauptartikel: Ungarische Streitkräfte und Siehe auch: Liste ungarischer Militärflugplätze
Ungarn hat ein stehendes Heer aus Berufssoldaten, früher mit einer allgemeinen Wehrpflicht vom 18. Lebensjahr an, und mit einer aktiven Dienstzeit von 18 Monaten, die inzwischen auf sechs Monate verkürzt wurde. Die Gesamtstärke beträgt (im Gegensatz zu den im Friedensvertrag von 1947 festgelegten 65.000 Mann für das Heer und 5.000 für die Luftwaffe) heute 33.400 Mann. Diese verteilen sich wie folgt:
23.600 Mann im Heer (einschließlich Donauflottille)
7.700 Mann bei der Luftwaffe
2.100 Mann in den zentralen Kommanden und Stäben
Hierin sind insgesamt 22.900 Wehrpflichtige enthalten. Hinzu kommen 15.000 Mann Sicherheits- und Grenztruppen und eine Reserve von 90.000 Mann. Der Oberbefehl liegt beim Verteidigungsminister.
Seit März 2006 ist in Ungarn die neue Saab JAS-39 Gripen aus Schweden im Einsatz, die ab 2009 aktiv an den NATO-Übungen teilnehmen wird. Mit der Erprobung der Flugzeuge wurde im Dezember 2005 begonnen.
Es befindet sich auch eine kleine Anzahl ungarischer Soldaten im Irak, die dort aber keine große Rolle spielen. Es ist bekannt, dass die Reservebasis der ungarischen Luftwaffe in Kaposvár vor dem Irak-Krieg von der US-Luftwaffe gemietet wurde. Allerdings wird spekuliert, ob auch US-Geheimdienstmitarbeiter auf der genannten Basis auf den Krieg im Irak vorbereitet oder ausgebildet wurden.
Architektur
Einige der wichtigsten erhaltenen Bauten Ungarns sind im spätromanischen Stil erbaut. Sie sind stark von westeuropäischen Einflüssen (Rheinland/Köln) geprägt, etwa die Kirchen in Zsámbék und Ják aus dem 13. Jahrhundert. In der Gotik sind besonders zwei- und dreischiffige Hallenkirchen charakteristisch aus dem 15. Jahrhundert). Unter König Sigismund (ung. Zsigmond) entstand in Buda ein Fürstensitz, den König Matthias Corvinus in florentinischem Stil ausbauen ließ. Eines der bedeutendsten Werke dieser Epoche ist das Schloss des Fürsten Esterházy in Fertőd, dessen Vorbild das Schloss in Versailles war. Mihály Pollack, einer der Hauptbaumeister des Klassizismus in Ungarn, kam gebürtig aus Wien. Miklós Ybl, der vornehmlich im Renaissancestil baute, ließ diese Epoche in Ungarn noch einmal aufleben (etwa beim Opernhaus in Budapest).
Imre Steindl errichtete das Parlamentsgebäude (1885–1902) in Budapest im neugotischen Stil, wodurch dieser in Ungarn wieder kurzzeitig in Mode kam. Um die Jahrhundertwende wurden vor allem in der Hauptstadt viele Bauten im Jugendstil errichtet, zum Beispiel das Blindeninstitut in Budapest. In Kecskemét ist ein schönes Beispiel für den Jugendstil der Cifra Palota, der 1902 nach den Plänen von Géza Márkus gebaut wurde und dessen Fassade mit Zsolnay-Keramik geschmückt ist. Für den Baustil der Altbauhäuser in Budapest um die Jahrhundertwende sind Häuser mit Innenhof und offenen Gängen (gang) typisch, die Wohnungen in diesen bürgerlichen Häusern ähneln sehr den Altbauwohnungen in Wien. Sie sind vorwiegend in den Bezirken auf der Pester Seite am „Großen Ring“ (nagykörút) zu finden. In den Jahren der kommunistischen Herrschaft wurden diese Häuser (besonders im 7. und im 8. Bezirk) sehr vernachlässigt, und viele befinden sich zur Zeit in einem heruntergekommenen Zustand, die meisten Substandardwohnungen befinden sich in diesen Bezirken. In den 1930er Jahren erbaute man mehrere Mustersiedlungen im Bauhausstil, viele von ihnen sind auf dem Svábhegy (im 12. Bezirk) zu finden.
Ein architektonisches Juwel ist die erste U-Bahn-Linie in Europa, die vom Vörösmarty tér zur Mexikói út führt. Auch Bauten im Stadtwäldchen (Széchenyi-Bad, Zoo) sind erwähnenswert.
Nach dem Zweiten Weltkrieg bauten ungarische Architekten vorwiegend im Sozialistischen Realismus, wodurch auch einige Plattenbauten (auf Ungarisch panelház) entstanden. Mit diesen Bauten sollte rasch eine Lösung gegen die Wohnungsnot gefunden werden. Derzeit befinden sie sich jedoch in einem sehr schlechten Zustand. Der Einfluss internationaler Strömungen nahm später immer weiter zu, da es nun erlaubt war, private Architekturbüros zu eröffnen und sich das Land wirtschaftlich zunehmend öffnete. Imre Makovecz und Dezső Ekler bauten in den 1980er Jahren in einer organischen, anthroposophischen Architektur. Andere Architekten wandten sich internationalen Trends zu oder suchten den Anschluss an die Architektur der Vorkriegszeit. Der neueste Trend ist die Errichtung von „Wohnparks“, Wohnanlagen mit guter Infrastruktur, deren Stil dem in den westeuropäischen Ländern ähnlich ist. Ein interessantes Bauprojekt war der Bau des neuen Nationaltheaters in Budapest nach den Plänen von Mária Siklós, das 2002 fertiggestellt wurde.
Die traditionelle Architektur auf dem Lande ist heute noch in einigen Ortschaften authentisch erlebbar, wie z. B. in Hollókő, das als Museumsdorf Teil des Welterbes der UNESCO ist. Die strohgedeckten Häuser in Tihany am Balaton sind ebenfalls denkmalgeschützt – im Ortskern dürfen Häuser nur in alter Bauweise errichtet werden. Die Vielfalt der ungarischen dörflichen Baukultur kann man im Freilichtmuseum in Szentendre bewundern – hier wurden abgetragene Originalhäuser aus allen Gebieten Ungarn wieder aufgebaut und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Malerei
Selbstporträt von Gyula Benczúr
Der bekannteste ungarische Maler des 15. Jahrhunderts war Michele Ongaro (auch Pannonio). Er arbeitete am Hof von Ferrara in Italien. Die ungarischen Maler des 17. und 18. Jahrhunderts arbeiteten ebenfalls hauptsächlich im Ausland. Im 19. Jahrhundert kam die nationale Historienmalerei auf (mit bekannten Malern wie Gyula Benczúr, Bertalan Székely, Mór Than). Miklós Barabás, einem Porträtisten, gelang es als erstem ungarischem Maler, im eigenen Land Anerkennung zu finden. Die Bilder von Mihály Zichy und von Géza Mészöly sind vor allem von der Romantik geprägt. Mihály Munkácsy verband in verschiedensten Kompositionen aus dem bäuerlichen Volksleben die den Impressionismus vorbereitende Freilichtmalerei mit realistischen Elementen. Ähnlich gestaltet sind auch die Werke von Pál Szinyei Merse.
Um die Jahrhundertwende erlangten die Künstlerkolonie Nagybánya, die von Károly Ferenczy geführt wurde, sowie einige andere Gruppen Bedeutung, hauptsächlich als Künstler einer realistisch gefärbten oder romantisierenden „Naturmalerei“. Die sozialistisch-realistischen Genre- und Historienmalerei war in den 1950er und 1960er Jahren besonders beliebt. Danach kamen unterschiedliche internationale Strömungen ins Spiel, hauptsächlich aber die Medienkunst und die abstrakte und realistische Malerei (beispielsweise Imre Bak oder Dóra Maurer). Mit Victor Vasarely, Zsigmond Kemény und László Moholy-Nagy stammen einige der führenden, im Ausland arbeitenden Künstler des 20. Jahrhunderts aus Ungarn. Heutzutage bekannte Maler aus Ungarn sind István Szőnyi, Jenő Barcsay, László Lakner und Aurél Bernáth.
Literatur
Hauptartikel: Ungarische Literatur
Aus der Zeit, in der die Magyaren noch nicht christianisiert waren (bis ca. 950–1000), sind lediglich einige Inschriften in ungarischen Runen erhalten. Seit der Christianisierung durch Stephan I. (Szent István) wurde nur das lateinische Alphabet verwendet. Die Literatursprache war ebenfalls das Lateinische. Der älteste vollständig erhaltene sakrale Text in ungarischer Sprache ist die „Grabrede“ (halotti beszéd) und ein angefügtes Gebet, das um 1200 entstand. Im 13. und 14. Jahrhundert dominierte die lateinische Geschichtsschreibung. Hier sind vor allem die Gesta Hungarorum aus dem 13. Jahrhundert zu nennen. Der Autor nannte sich „Anonymus“. Wer er wirklich war, ist bis heute umstritten. Nach der Blüte der Geschichtsschreibung gelangte die christliche Hymnendichtung in den Vordergrund. Das erste vollständig erhaltene Gedicht in ungarischer Sprache ist die „Altungarische Marienklage“ (Ómagyar Máriasiralom), sie wurde erst 1922 entdeckt.
Mit dem Renaissancekönig Matthias Corvinus (1458–1490) setzte in Ungarn ein kultureller Aufschwung ein, und für die Bibliotheca Corviniana entstanden zahlreiche Prachtcodices mit ungarischen Passagen. Bedeutende lateinisch schreibende Ungarn waren Janus Pannonius (1434–1472) und Bálint Balassi (1554–1594). Der wichtigste Vertreter der Gegenreformation war Péter Pázmány (1570–1637), er hatte Vorbildwirkung für die ungarische Prosa. Sein Hauptwerk, der „Führer zur göttlichen Wahrheit“ (1613), war ein wichtiger Schritt bei der Entwicklung einer ungarischen Philosophiesprache. Erst in dieser Zeit setzte sich das Ungarische als Schriftsprache endgültig durch. Miklós Zrínyi (1620–1664) schrieb das Nationalepos „Die Belagerung von Sziget“ (Szigeti veszedelem, 1645/46), das 1821 auf Deutsch erschien und das erste Epos überhaupt in ungarischer Sprache war.
Sándor Petőfi
Neben Sándor Baróczi (1735–1809) und Ábrahám Barcsay (1742–1806) waren es vor allem György Bessenyei (etwa 1747–1811), die sich in der Aufklärung und der Romantik in den Vordergrund stellten und den Anschluss an die allgemeine europäische Entwicklung fanden. Pest wurde zum literarischen Zentrum Ungarns. Der Wiener Hof blieb aber nicht untätig und baute ein weit verzweigtes Netzwerk von Zensoren auf. Mihály Csokonai Vitéz (1773–1805) war ein großer Lyriker, der in Ungarn seltene lyrische Formen einsetzte und einführte, etwa das erste jambische Gedicht. Er schrieb das erste ungarische ironische Epos „Dorothea“ (Dorottya, 1795), in dem er die adelige Lebensweise karikiert.
Die Zeit zwischen 1823–1848 war eine Glanzzeit der ungarischen Literatur. Mit Mihály Vörösmarty (1800–1855), János Arany (1817–1882) und Sándor Petőfi (1823–1859) gab es eine Reihe bedeutender Schriftsteller. Das Gedicht Szózat (1838) von Mihály Vörösmarty, das während der Märzrevolution 1848 als ungarische Nationalhymne diente, war eines der bedeutendsten Werke dieser Zeit. Mór Jókai (1825–1904) war ebenfalls ein Vertreter der Romantik. Ferenc Kölcsey schrieb 1823 die Nationalhymne Himnusz.
Endre Adys (1877–1919) wichtiges Werk sind die „Neuen Gedichte“ aus dem Jahr 1906. Er war die überragende Gestalt am Beginn des 20. Jahrhunderts in der ungarischen Literatur. Mihály Babits (1883–1941) übersetzte Dantes Göttliche Komödie und schrieb Romane, Lyrik und Essays. Dezső Kosztolányi (1885–1936) übersetzte zeitgenössische Werke der Weltliteratur in „Moderne Dichter“ (1913). Ferenc Molnár (1878–1952) ist der bedeutendste ungarische Dramatiker, am bekanntesten ist sein Theaterstück Liliom (1909). 1937 musste er ins Exil in die USA. Sándor Márai (1900–1989) lebte lange Zeit teils (freiwillig) im Ausland, teils im Exil.
Nach der kommunistischen Machtergreifung verstummten zahlreiche ungarische Schriftsteller, oder sie emigrierten. Dem Schema des sozialistischen Realismus beugten sich nicht alle Schriftsteller. Kritik mit ihren Werken äußerten Péter Nádas, Tibor Déry und Magda Szabó.
Imre Kertész (* 1929) verarbeitete die Erfahrung, die er als Überlebender des KZ Auschwitz-Birkenau erfahren hatte, im Roman eines Schicksallosen (Sorstalanság, 1975). Er erhielt dafür 2002 den Nobelpreis für Literatur. Andere Autoren sind Ferenc Juhász und György Konrád, Lyriker sind zum Beispiel László Nagy, Sándor Weöres und János Pilinszky.
István Eörsi und László Krasznahorkai setzten sich nach dem Ende des kommunistischen Regimes in Ungarn mit der Machtausübung in totalitären Systemen auseinander. Als der bekannteste nach dem Krieg geborene Autor gilt Péter Esterházy (* 1950) mit seiner „Harmonia Caelestis“ und der „Verbesserten Ausgabe“ derselben.
Musik
Aus Ungarn stammen wesentliche Beiträge zur europäischen Musikgeschichte. Zu erinnern ist an Komponisten wie Franz Liszt, Imre Kálmán, Franz Lehár, Leó Weiner, Ernst von Dohnányi, Béla Bartók, Zoltán Kodály und György Ligeti. Als bedeutende Dirigenten sind Antal Doráti, Ferenc Fricsay, Georg Solti und György Széll zu nennen, als bekannte Pianisten Géza Anda, György Cziffra, Andor Foldes, Zoltán Kocsis, und András Schiff und schließlich, als bedeutende Gesangssolisten, die Sopranistin Sylvia Geszty und der Tenor Sándor Kónya. Zudem sind aus dem Thrash-Metal-Bereich Ektomorf zu erwähnen.
Film [Bearbeiten]
Ungarische Kinospielfilmproduktion[13]
Jahr
Anzahl
1975
19
1985
21
1995
19
2005
26
Die ungarische Filmgeschichte begann Anfang des 20. Jahrhunderts, als etwa Michael Curtiz und Alexander Korda ihre ersten Filme inszenierten. In den turbulenten Jahren nach dem Ersten Weltkrieg, mit der Errichtung der kurzlebigen Diktatur von Béla Kun und auch nach der Abschaffung der Räterepublik im August 1919, flüchteten viele Ungarn ins Ausland – meist ins nahe Österreich. Auch zahlreiche Filmschaffende belebten in den 1920er-Jahren den österreichischen Film: neben den bereits erwähnten Michael Curtiz und Alexander Korda, die es später in Hollywood bzw. Großbritannien zu Berühmtheit brachten, auch Schauspielstars wie Lucy Doraine, María Corda, Oskar Beregi, Vilma Bánky oder auch der Filmtheoretiker Béla Balázs. Ebenfalls ungarischer Abstammung ist der amerikanische Weltstar Tony Curtis.
Medien
Ungarische Zeitungen und Zeitschriften [Bearbeiten]
Die bekanntesten Tageszeitungen sind
Magyar Hírlap (früher liberal, heute konservativ)
Magyar Nemzet (rechtskonservativ)
Népszabadság (sozialdemokratisch; ehemals Presseorgan der Staatspartei)
Népszava (traditionell sozialdemokratisch)
Zu den bekanntesten Wochenzeitungen zählen das liberale Literatur- und Politikblatt Élet és Irodalom, die Wirtschaftszeitschrift Heti Világgazdaság (HVG), die bürgerlich-konservativen politischen Zeitschriften Heti Válasz und Demokrata, die liberalen politischen Zeitschriften 168 óra und Beszélő, die Frauenillustrierte Nők Lapja, das Rätselblatt Füles, die Zeitung Reformátusok Lapja der Reformierten Kirche, und die katholische Zeitschrift Igen. Das Boulevardblatt Blikk erfreut sich großer Popularität. Die satirische Zeitschrift Ludas Matyi wurde vor einigen Jahren eingestellt. Die Obdachlosenzeitung von Budapest heißt Fedél nélkül.
Deutschsprachige Medien:In Ungarn erscheinen die deutschsprachigen Zeitungen Pester Lloyd (1854 gegründet, seit 1994 wieder in Budapest herausgegeben, seit 1999 mit der Budapester Rundschau und dem Wiener Lloyd), Neue Zeitung und die Budapester Zeitung. Hauptsächlich für Touristen interessant ist die deutschsprachige Monatszeitung Balaton Zeitung. Lesenswert ist auch die Zeitschrift Drei Raben, die in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut in Budapest herausgegeben wird. Deutschsprachige Fernsehsendungen mit ungarischen Untertiteln werden regelmäßig vom öffentlich-rechtlichen Sender MTV (Magyar Televízió) ausgestrahlt.
Fernsehen, Rundfunk und Telekommunikation [Bearbeiten]
Der öffentlich-rechtliche Fernsehkanal heißt MTV (Magyar Televízió). Außer diesem Kanal gibt es noch zahlreiche Privatsender (ATV, TV2, RTL Klub, Minimax (ein ungarischsprachiger Kinderkanal) und einen Nachrichtenkanal namens Hír TV in ungarischer Sprache. Hir TV ist auch über das Internet verfügbar und kann über die Internetseite von Hir TV empfangen werden. Duna TV ist auch im Ausland bekannt, weil dieser Satellitenkanal auch die außerhalb der heutigen Landesgrenzen lebenden Ungarn anspricht. Ein Spezialkanal für Minderheiten in Europa ist das von Duna TV ausgestrahlte digitale Programm Duna TV II Autonomia, das seit dem 18. April 2006 uncodiert auf Hotbird 13 Grad Ost zu empfangen ist. Dieser Kanal wird von EU-Förderungsmitteln mitfinanziert.
Im Hörfunkbereich gibt es die staatliche Hörfunkgesellschaft Magyar Rádió mit den Sendern Petőfi RádióMR2 (vor allem Alternativ-und Ethnosendungen Kossuth Rádió (Kultursendungen, Literatur, Politik) und Bartók Rádió (klassische Musik). Es gibt viele Privat- und Regionalsender bzw. Sender, die speziellen Zielgruppen oder Themen gewidmet sind (Popmusik, Unterhaltung: Danubius – ein Sender, der am Anfang in deutscher Sprache sendete – Roxy Rádió und Juventus Rádió, Musik der 60-er, 70-er und 80-er Jahre: Sláger Rádió, Unterhaltung, Schlager Tilos Rádió – ein ehemaliger Piratensender, der Nachrichtensender Info-Rádió, der englischsprachige Sender Radio Bridge). Die Rundfunk- und Fernsehgebühren wurden in Ungarn 2003 abgeschafft.
Die größte Telekommunikationsgesellschaft ist die Magyar Telekom. Sie ist außerdem als T-Mobile in Ungarn aktiv. Weitere Telekommunikationsanbieter sind Vodafone Magyarország und Pannon GSM.
Sport
Fußball ist in Ungarn die populärste Sportart. Zwischen den 1930er und den 1960er Jahren zählte die ungarische Fußballnationalmannschaft zur Weltspitze. Insgesamt nahm Ungarn neunmal an Fußball-Weltmeisterschaften teil, bei Olympischen Spielen gewann Ungarn dreimal (1952, 1964, und 1968) die Goldmedaille. Bei der WM 1938 und der WM 1954 stand das Team (damals auch Aranycsapat, „Goldene Mannschaft“ genannt) im Finale und wurde Vize-Weltmeister. Das Finale der WM 1954 wird seither als Nationaltragödie behandelt, in dem das hoch favorisierte Ungarn gegen Deutschland 2:3 verlor. 1953 hatte Ungarn als erste Mannschaft überhaupt in England gewonnen, und das mit 6:3. Dieser Sieg galt als Symbol, dem darüber hinaus eine politische Deutung zugeschrieben wurde: Ungarn hatte eine „imperialistische“ Großmacht besiegt. Eine Symbolfigur dieser Mannschaft war Ferenc Puskás (Puskás Öcsi). Seit 1986 hat Ungarn allerdings nicht mehr an einer WM-Endrunde teilgenommen und in den letzten Jahren war die Nationalelf nicht mehr sehr erfolgreich. 2005 wurde sie vorübergehend von Lothar Matthäus trainiert. Erfolgreichster Verein ist Ferencváros Budapest, kurz Fradi, der neben 28 Meistertiteln auch als bis heute einziger ungarischer Verein einen internationalen Titel erringen konnte (1965 Gewinn des Messepokals (Vorläufer des UEFA-Pokals) durch ein 1:0 gegen Juventus Turin). Die finanziellen Schwierigkeiten des Vereins führten 2006 allerdings dazu, dass er in die zweite Liga absteigen musste. Die höchste Spielklasse im ungarischen Fußball ist die Nemzeti Bajnokság I., die aufgrund von Sponsorenvereinbarungen wechselnde kommerzielle Namensgeber aufweist.
Auch der Handball spielt in Ungarn eine wichtige Rolle. So sind bei den Männern die Vereine KC Veszprém und SC Szeged sowie bei den Frauen die Vereine Győri ETO KC und FTC Budapest regelmäßig in der EHF Champions League vertreten. Bekannte Spieler sind z. B. László Nagy, Nándor Fazekas, Tamás Mocsai und Ferenc Ilyés sowie Anita Görbicz und Katalin Pálinger. Als Trainer sind Lajos Mocsai und Ildikó Barna zu nennen.
Ungarn hat eine ganze Reihe herausragender Schachspieler hervorgebracht, darunter Rudolf Charousek, Géza Maróczy, Laszlo Szabo, Lajos Portisch und András Adorján. In jüngerer Zeit gehören Péter Lékó sowie die Schwestern Zsuzsa Polgár und Judit Polgár zu den weltweit besten Schachspielern. Seit es Schacholympiaden gibt, belegt das ungarische Team bei diesem Wettbewerb regelmäßig vordere Plätze.
Seit 1986 werden auf dem Hungaroring Formel-1-Rennen zum Großen Preis von Ungarn ausgetragen. Eine zweite international bekannte Rennstrecke ist der Pannonia-Ring, auf dem vor allem Motorradrennen stattfinden. An der Formel 1 nahm in der Saison 2004/05 auch der Ungar Zsolt Baumgartner teil.
Bei den Olympischen Sommerspielen sind die ungarischen Sportler häufig erfolgreich, und Ungarn belegt im Verhältnis zur Größe des Landes gute Plätze im Medaillenspiegel. Der erste Sportler, der für Ungarn olympische Medaillen gewonnen hat, war der Schwimmer Alfréd Hajós, nach dem das Sportschwimmbad auf der Margareteninsel benannt ist. Besonders erfolgreich sind die Schwimmer (Krisztina Egerszegi, Tamás Darnyi, László Cseh, Ágnes Kovács), die Wasserballmannschaft, die Handballmannschaft der Damen, die Fechter und die Fünfkämpfer. Ein legendärer Boxer war László Papp. Nach dem Turner Zoltán Magyar wurde eine Figur auf dem Pferd benannt: magyar vándor.
Bekannt ist auch der ungarische Tischtennissport. Victor Barna konnte von den 1920ern bis zum Ende der 1930er Jahre insgesamt 21 Weltmeistertitel gewinnen (5 im TT-Einzel, 7 im TT-Doppel und 9 WM-Titel mit der Mannschaft), was bis heute Weltrekord ist.
Eishockey ist in Ungarn eine wachsende Sportart. Die Anzahl der neu errichteten Eishockeyhallen nimmt international am schnellsten zu. Die ungarische Nationalmannschaft spielte zuletzt bei Weltmeisterschaften in der Division I (früher B-WM), hat sich jedoch zum ersten mal seit 70 Jahren, wieder für die A-Weltmeisterschaft qualifiziert. Die wichtigsten Teams der obersten Liga sind FTC Budapest, Alba-Volán Székesfehérvár, DAC-Invitel (Dunaújváros), Győri ETO-HC, Miskolci JJSE und Újpest Budapest. Den Meistertitel im Jahre 2006 errang Alba-Volan Székesfehérvár zum vierten Mal in Folge (insgesamt sieben Titel). Rekordmeister ist FTC Budapest (25-mal) vor Újpest TE (13-mal).
Zur Zeit hat Ungarn in Person von Ágnes Szávay auch eine Weltklasse-Tennisspielerin. Sie befindet sich 2008 schon seit einem Jahr unter den besten 25 Spielerinnen der Welt.